Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 721
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Lobedan: Eine Geisterbeschwörung am Dresdener Hofe. 721

erschienen war. Aus jener Gestalt ertönte eine laute und
zornige Stimme: nKarl, was willst Du von mir? Warum
störst Du mich?4*

Wie man sich vorstellen kann, war die Bestürzung unter
den Zuschauem nicht zu beschreiben. Entweder waren sie
fest davon überzeugt, dass die Erscheinung, welche sie sahen,
ein Geist und deshalb unberührbar sei, oder sie hatten den
Entschluss eingebüsst, näher zu treten und den Versuch zu
machen, ihn zu greifen; jedenfalls thaten sie nichts, sich
von seiner Körperlosigkeit zu überführen. Der Prinz, dessen
frevle Neugier den Geist seines Oheims gerufen hatte, und
an den als die verantwortliche Person sich das Gespenst
zunächst wendete, bewies durchaus keine Kaltblütigkeit; auch
versuchte er nicht, zu antworten, sondern verrieth die stärksten
Anzeichen von Entsetzen und Reue. Er warf sich auf die
Kniee, flehte Gott um Erbarmen an, während die übrige
erschrockene Gesellschaft in den Magier drang, ihr den
einzigen noch wünschenswerten Beweis seiner Kunst zu
liefern und die Erscheinung fortzuschicken. Doch Schröpfet,
obwohl er Willens war, es zu thun, oder sich wenigstens
den Anschein gab, schien nicht die Macht zu haben, dies
zu bewirken. Wie unglaublich, abgeschmackt und lächerlich
es uns däucht: die Augenzeugen behaupten, dass beinahe
eine Stunde vergangen sei, ehe das Gespenst durch Beschwörungen
gezwungen werden konnte, sich zu entfernen.
Ja, als Schröpfer es endlich fortgeschickt hatte, und die
Gesellschaft wieder einigermassen ruhig geworden war, flog
abermals die Thür auf, und dieselbe fürchterliche Gestalt
zeigte sich nochmals ihren Augen. Die Entschlossensten
und Gefasstesten hielten dieser zweiten Erscheinung nicht
Stand, und es folgte ein Auftritt allgemeinen Schreckens.
Doch durch wiederholte Bannspriiche und Anstrengungen
gelang es Schröpfer endlich, die Erscheinung fortzuschicken.
Die eingeängstigten Zuschauer entfernten sich bald, starr
vor Staunen und, wie nicht zu verwundern, ganz durchdrungen
von Schröpfer's übernatürlichen Kräften. —

Nachdem ich nun so ernsthaft und umständlich die
Hauptthatsachen berichtet habe, fragen Sie mit Recht, was
ich von der Geschichte halte und ob ich sie auf vernünftige
Weise erklären könne. Darauf muss ich erwiedern, dass ich
keine befriedigende Lösung zu geben vermag ausser der auf
der Hand liegenden, dass es sich um menschliche Leichtgläubigkeit
und den Schrecken gehandelt hat, der durch
Betrug und Täuschung hervorgerufen worden war. Die Art,
in welcher die merkwürdige Illusion bewirkt worden ist, kann
ich nicht erklären. Wir wissen, was für staunenswerthe


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