Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 724
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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724 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 12. Heft (Dezember 1901.)

önd als die Nacht kam, standen wir in kleinen Gruppen
auf Deck und sprachen traurig miteinander, während der
Klang von Hammer und flohel aus dem Gang davon erzählte
, dass das „letzte Haus" für einen von uns gehaut
wurde. Obgleich kein Stern erglänzte, herrschte doch nicht
vollständige Finsterniss. Der „Silberstrom" erstrahlte in
eigenem Glänze. Nicht allein die Furchen, die unser Bug
zur Seite warf, und das breite Kielwasser, das wir zurück-
liessen, nein, auch die ganze Oberfläche des Wassers glühte
in phosphoreszirendem Lichte, und es schien, als bahnten
wir uns unseren Weg durch eine Fläche geschmolzenen
Silbers.

Die ganze Nacht hindurch dampften wir flussaufwärls,
und als die Sonne wieder aufging, zeigte sie uns den Hafen
von Montevideo.

Weit hinaus, fern von allen anderen Schiffen, lag eine
stattliche Fregatte, von deren Spitze das Sternenbanner der
grossen Bepublik in der Morgenbrise wehte; es war der

alte „St. Lawrence", das Geschwader-EHaggenschiff.....

Wir brachten ihnen Neuigkeiten und Briefe von Hause, *
und in jeder Luke des Schiffes drängten sich neugierige
Gesichter zusammen, um den Boten aus ihrer Heimat zu
sehen. Als wir anlegten, tauschten wir Gruss und Gegen-
gruss aus, und nach den gebräuchlichen Fragen erwähnte
der Kapitän den Tod des jungen Martin und seinen Wunsch,
am Lande begraben zu werden. Man sagte ihm jedoch,
dass das unmöglich wäre, dass wir schon die Quarantänegesetze
überschritten, wenn wir mit dem Leichnam in den
Hafen einfahren würden. Der Kapitän wurde angewiesen,
einige Meilen zurückzufahren und den Körper den Wellen
zu übergeben, bevor wir einfuhren.

Die schrille Pfeife des Bootsmannes ertönte; ein Boot
wurde am Penterbalken der Fregatte heruntergelassen, legte
bei uns an und empfing Briefe und Zeitungen; unser kleiner
Dampfer wendete langsam um und fuhr denselben Weg
zurück. Wir waren traurig, als es flussauf ging; aber jetzt
hing düstere Schwermuth über allen, als wir den Fluss
hinabfuhren. Es schien uns so hart, dass der letzte und
einzige Wunsch des armen Burschen nicht erfüllt werden
konnte. —

Doch unser kleines Boot schoss pfeilschnell stromab in
den frischen, hellen Morgen hinein; und als der Rumpf der
hohen Fregatte hinter uns verschwunden war, wendeten wir
und stoppten, um den letzten traurigen Brauch zu erfüllen.

Auf dem Hinterdeck waren alle Mann in ehrfurchtsvollem
Schweigen versammelt. Der grosse, kastenartige


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