Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 731
(PDF, 194 MB)
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Kossuth: Physische und psychische Studien etc. 731

möglichst als ein ungetheiJtes Ganzes aufgefasst wird, d. b.
den Theilen eine kleinere Möglichkeit der Bewegung zugedacht
wird. Nun ist aber die Möglichkeit der Bewegung der Raum;
je bestimmter also eine Körperlichkeit, je selbstständiger
eine Individualität sein soll, um so kleiner muss der die
Theile umgebende Raum (oder der Zwischenraum) sein.
Folglich ist die Bedingung einer jeden Körperlichkeit (als
in sich geschlossener Einheit), dass eine Summe Raum nicht
vorgestellt wird, also eine Summe von Bewegungsrichtungen,

endliche Theilbarkeit ein gemeinschaftliches Attribut sowohl der
Zeit, wie des Raumes ist. Ausserdem war ich bestrebt, gleich darauf
eine Erklärung zu geben, dass nämlich ein mathematischer
Punkt ein Ausdruck der Indifferenz ist, d. h. dass dasjenige,
was dem Baum und der Zeit zu Grunde liegt (das Elementare von
beiden/, also das „Ding an sich", als ein IndiSerentismus bezeichnet
werden mu^s. Zöllner giebt schlagende Belege dafür, dass die
wahre Uisache keine Unterschiede enthalten darf. — - 3) Kant,
Gauss, Weber protestiren ausdrücklich gegen den Gebrauch des
Unendlichen als einer Grösse oder Summe; es ist nothwendig
keine Summe, ich bitte Herrn Bahnson mir zu sagen, ob es für
., keine Summe" in der höheren Mathematik etwa eine andere Formel
als Null giebt.

Ich gebrauche also, ohne in die höhere Mathematik tiefer eingedrungen
zu sein, die paar mir bekannten mathematischen Zeichen
offenbar im metaphysischen, auch wage ich zu behaupten im logischen
Sinne. Nach unserem physischen Wissen ist es unmöglich
, dass Materie Materie durchdringt und dennoch ist es nicht nur
möglich, sondern xmal konstatierte Thatsache. Nach unserem
mathematischen Wissen ist es unmöglich, dass OO = 0 ist und dennoch
ist dies eine logische Wahrheit. — Gauss, der, soviel ich weiss
(ich kenne ihn nur aus zweiter Hand!) etwas von der Mathematik
verstanden hat, behauptete, dass der geometrische Satz (einer der
mathematischen Grundsätze!}: „die Gegenwinkel, welche entstehen,
wenn zwei parallele Linien durch eine dritte geschnitten werden,
sind gleich zwei Beehten", — sich nicht beweisen lasse. Es giebt
eine höhere Mathematik, aber es giebt sehr wahrscheinlich eine
höchste; — wie auch fast alle grossen Denker, darunter auch
Mathematiker —, überzeugt waren, dass es ausser der Etiklid'schen
noch eine absolute Geometrie giebt. — Ich bin Herrn Bahnson sehr
dankbar dafür, dass er mir den Beweis lieferte, dass mein Denken
auch im streng mathematischen Sinne richtig war, wovon ich wirklich
keine Ahnung batte. Und auch dafür, dass er mich aufmerksam
machte darauf, dass die Mathematik ein ausschliessliches Privilegium
auf ihre Zeichen hat, was ich bisher nicht wusste. —

Noch eins. Ich schätze Mathematik sehr hoch, vielleicht höher
als Herr Bahnson selbst, — ich möchte jetzt noch zu ihm oder zu
einem anderen lüchtigen Mathematiker sehr gerne in die Lehre
gehen, denn ich bin überzeugt, dass mathematische Spezialstudien
meine Denkarbeit wesentlich erleichtern würden; — nur glaube
ich, dass nicbt das Denken von Mathematik, wohl aber, dass Mathematik
vom Denken abhängt. —

Mit wahrer Hochachtung

Budapest, 13. November 1901. JPeter Kossuth jun.

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