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I 734 Psychische Studien. XXVIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1901.)
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sind, so mus8 die Wirklichkeit in der Zukunft oder Vergangenheit
als eine räumliche Gegenwart, räumliche Wirklichkeit
in einem anderen Subjekte oder in einer anderen
Subjektivität gegeben sein. Folglich ist die Bewegung
in der Zeit nichts als eine erhöhte Beweglichkeit
im Räume, was aber entweder die Verminderung der
Körperlichkeit (der Masse) der materiellen Erscheinung,
(welche wieder die Vermehrung der Zahl der Körperelemente
nach sich zieht), oder die Erweiterung des Raumes der
Raumvorstellung erfordert und bedingt.
Denke ich einen Körper in der Gegenwart im Räume
an einem Orte und denselben Körper in Zukunft an einem
anderen Orte im Räume, so ist dies in der Einheit der
Apperception das Bild einer Bewegung (oder das Gefühl
einer Zeitlänge). Nun wird der Körper, wenn von der Zeit
abstrahirt, die zeitliche Entfernung Null wird (nicht vorgestellt
wird), in der Einheit der Apperception als eine
ruhende Raumgrösse, als etwas Ausgedehntes vorgestellt,
(— Zugleichsein eines Dinges an zwei oder mehreren Orten —-),
folglich giebt die Abstraktion von der Zeitausdehnung eine
Vermehrung des räumlich Extensiven auf Kosten der
Intensität, welche nichts anderes ist als eine Abstraktion
vom Räumlichen. Weil nun der Raum, in welchem ein
Körper ist, nothwendig immer grösser als letzterer sein
muss, so stellt ein Körper im Räume eine Differenz der
Abstraktionsgrösse von der Zeit dar. Folglich muss der
Raum schneller, in kürzerer Zeit synthetisirt werden als
ein Körper im Räume. Mit einem Worte: ein Körper im
Räume stellt nothwendig eine Negation der extensiven Kraft
dar, was, wenn wir die absoluten Fälle ins Auge fassen,
zum Resultat führt, dass, solange ein Körper im Räume
existirt (vom Räume verschieden ist), er nothwendig eine
antiextensive, also eine gravitirende oder attraktive Kraft
besitzen muss.
Die Extension als Raum ist aber schon bewirkt, bevor
ein Körper da ist, also muss es eine Zeitextension geben,
bevor ein Körper als extensive Grösse in der Gegenwart
da ist, d. h. ein Th^il der extensiven Kraft wird zur
Bewirkung der Zeitextension verbraucht. Deshalb muss
die extensive Kraft in der Gegenwart (also die Körper
konstruirende Wirkung) nothwendig kleiner sein und immer
kleiner werden, d. h. mit der Succession der Zeit (Vermehrung
der Zeitausdehnung) muss die Körperlichkeit
successive aufgehoben werden, resp. in Raum aufgelöst
werden. Wie aber der Raum dem Körper, so muss die Zeit
dem Raum vorangehen, denn, wie ich bereits bewiesen habe:
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