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754 Psyohische Studien. XXVIII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1901.)
veranstalten und womöglich auch den zur Prüfung in erster
Linie berufenen Vertretern der exakten AVissenschaften, speziell
der Physiologie Gelegenheit geben, seinen Experimenten
beizuwohnen. Vielleicht könnte auf diesem Wege eines der
wichtigsten und vielversprechendsten wissenschaftlichen Probleme
, die Frage nach dem noch immer geheimnissvollen Zusammenhang
zwischen äusseren und inneren Empfindungen,
bezw. physiologischen und psychologischen Vorgängen und
Erscheinungen der endgültigen LösuLg um einen Schritt
näher geführt werden. Dr. —r." — Überzeichneter, der
sich persönlich von der Echtheit dieser bei einem am folgenden
Sonntag für die Mitglieder der Museumsgesellschaft auf
seine Veranlassung veranstalteten Familienabend auch von
Dozenten an der Universität rückhaJtslos bewunderten Experimente
überzeugte, möchte nicht verfehlen, den okkultistischen
Vereinen und psychologischen Gesellschaften solcher
Städte, die Herr Odrap in nächster Zeit eventuell besucht,
angelegentlich zu empfehlen, mit demselben behufs näherer
Prüfung in Verbindung zu treten. — Dr„ Fr. Maier.
d) Okkultismus bei Lenau. Die im Okt.-Heft enthaltene
Abhandlung: „Goethe und der Okkultismus4' giebt
einem Herrn F. L. in Nr. 109 des „Sammler** Veranlassung,
auch eines anderen deutschen Dichters Erwähnung zu thun,
in dessen Leben sich ähnliche räthselhafte Ereignisse abspielten
: Lenavls. Ueber eines derselben berichtet uns des
Dichters Biograph Schurz: „Wie locker und leichtbeweglich
sein {Lenau'%) Nervengeist war, beweist folgender Vorfall:
Wir sassen einmal nach dem Nachtische, er, ich und meine
Gattin, als er auf einmal im Gespräche verstummte, und
als wir auf ihn blickten, sass er starr und leichenblass auf
dem Stuhle; im nächsten anderen Zimmer aber, in dem
sich kein Mensch befand, fingen Gläser und Tassen, die dort
auf Tischen standen, auf einmal klingende Töne zu geben
an, als würde von Jemand an sie geschlagen. Wir riefen:
„Niembsch" fbekanntlich der eigentliche NameXeraaw's), „was
ist dies?'4 Da fuhr er plötzlich zusammen und erwachte
wie aus magnetischem Schlafe; und als wir ihm von jenen
Tönen im anderen Zimmer während seiner Erstarrung erzählten
, sagte er: „Das ist mir schon öfter begegnet; meine
Seele ist dann ausser mir." — Einen weiteren geheimnissvollen
Fall bildet, wie uns Schurz ebenfalls erzählt, das Erscheinen
Lenau's im Hause eines seiner Stuttgarter Freunde, des Hof*
rathes Reinbeck, zu einer Zeit, während er gar nicht in
Stuttgart weilte. Reinbeck wenigstens behauptete fest, dass
Niembsch damals im Gange seines Hauses auf ihn zugekommen
sei." —
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