Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
28. Jahrgang.1901
Seite: 765
(PDF, 194 MB)
Bibliographische Information
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Litteraturbericht

765

Die Abhandlung soll für die Untersuchung des Wahrheitsproblems
„nur gewisse Richtlinien geben, keine im Einzelnen ausführende
Lösung." Allerdings wird durch diese allgemeine Fassung
das Verständniss etwas schwierig. Die Untersuchung knüpft wesentlich
an Kant an, um über ihn hin auszuweisen, nämlich zur tieferen
Verfolgung seiner Prinzipien. Philosophisch unfruchtbar ist noth-
wendig der Katuralismus, der vom Kleinen und Kleinsten ausgeht
und durch dessen Summirung alles Grosse erklären zu können meint.
Ihm gelten nur die auf seinem Einzelgebiet beobachteten Faktoren,
seine Erfahrung ist also zu eng; und indem er seine wissenschaftlichen
Objekte seelenlos sich gegenüber stehen sieht, vergisst er,
dass es reine Erfahrung, welche vom geistigen Leben frei wäre,
überhaupt nicht giebt. Nach Kant ist Erkenntniss der Welt nur
durch Einkehr in den eigenen Lebensprozess zu erreichen; aber
neben das bloss empirische Subjekt stellt er das transcendentale —
in einer neuen Welt objektiver Grössen. Wenn wir im Anschluss
daran einsehen, wie es Euchen ausdrückt: „dass die tiefsten Erschliessungen
der Wirklichkeit uns nicht von der grossen Welt
draussen, sondern aus der Innerlichkeit des Geisteslebens zugehn,"
so kommt uns zum Bewusstsein, dass die verschiedenen Kulturpotenzen
einem ganz anderen Wesensbestande entspringen, als der ausser!ich
oder im engeren Sinne genommene Naturproeess sie darbietet, und es
ergiebt sich für die Erforschung des Wahrheitsproblems als Ausgangspunkt
die „kultur-historische Erfahrung*. Dieser kann aber
die Geschichte nicht als ein beständig Fliessendes erscheinen, wobei
jeder Zeitpunkt mit den vorhergehenden und folgenden nichts zu
thun hat; sie bedarf, um sie zu begreifen, einer jenseits des geschichtlichen
Werdens liegenden Einheit, einer „überzeitlichen Gegenwart".
Der weitere Ausbau dieser metaphysischen Grundlage ist von einer
späteren Arbeit des Verfassers zu erwarten. W.

Die transscendentale und die psychologische Methode.
Eine grundsätzliche Erörterung zur philosophischen Methodik von
Dr. Max b. Scheler. Leipzig, ftwrr'sehe Buchhandlung, 1900. (181 S.)
Der Inhalt dieses Buches steht dem vorher besprochenen sehr
nahe. Die von Euchen ausgehende Anregung wird hier ausdrücklich
anerkannt und namentlich auf dessen Werk: Die Einheit des Geistes
in Bewusstsein und That der Menschheit hingewiesen. Die Erörterung
Scheie/ s ist eingehender und leichter fasslich als die später
erschienene von Leser; doch führt auch sie zu keinem positiven Er-
gebniss, sondern will nur den Weg dazu vorbereiten — durch die
Kritik der Erkenntnisslehre, einerseits nach der transscendentalen
Methode Kant% anderseits nach der psychologisch-genetischen
Methode, wie sie fast genau 100 Jahre nach Kam's Vernunftkritik
besonders durch Laas und Avenarins bearbeitet worden ist. Scharfsinnig
wird dargelegt, dass weder die transscendentale Methode mit
ihrer einseitigen Orientirung an der mathematischen Naturwissenschaft
, noch die psychogenetische mit ihrer Beschränkung auf Beschreibung
und Eintheiiang der Bewusstseinsthatsachen eine befriedigende
Auffassung des Erkenntnisproblems darbietet, und wie
namentlich keine von beiden den Ansprüchen der Geschichtswissenschaft
gerecht wird. Wenn nun auch die Ergebnisse der transscendentalen
Methode durch die Geschichte nicht zu widerlegen sind,
so erscheinen doch diese Ergebnisse ganz unproduktiv; zur wirklichen
Anwendung in der wissenschaftlichen Arbeit und in den praktischen
Problemen des Menschenlebens sind sie zu arm an Inhalt.
Ihre Grundbegriffe bedürfen einer Erweiterung auf Grund der Vorstellungen
der Einzelwissensehaften. Zur Feststellung des Baum-


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