Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 15
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0023
Janet: Eine Ekstatische.

15

Es galt für mich zunächst festzustellen, ob diese kleinen
Wunden nicht etwa durch zufällige Verletzung der Haut
entstanden wären. Mit dieser Annahme soll der Person
keineswegs zu nahe getreten werden. Man braucht nicht
gleich an jene groben Simulationen zu denken, wo sich
Fanatiker solche Kreuzeswunden beigebracht haben, weil
sie solche Lügen für gottwohl^efällig hielten; es giebt auch
Handlungen, die im abnormen Schlafe, ja selbst im wachen
Zustande unbewusst ausgeführt werden. Der ersten Art
von Täuschungen ist Madeleine gewiss nicht fähig; aber
meine zweite Vermuthung über den Ursprung jener Stigmen
durfte nicht zurückgedrängt werden. Da die geschilderte
dauernde Körperhaltung, die abnorme Erstarrung mit halb-
bewussten oder unbewussten Vorstellungen in Verbindung
steht, könnten wohl auch die Stigmen Kreuzeswunden darstellen
, die in der Erstarrung oder auch im wachen Zustande
, obwohl unbewusst, hervorgebracht sind Das Phänomen
hätte auch dann noch ein gewisses Interesse, nur
aus anderem Gesichtspunkte. Es war aber nicht leicht,
darüber Klarheit zu gewinnen, wenn auch die Kranke
weniger schwierig zu kontrollieren war, als etwa die Nonnen
eines Klosters. Es lag mir daran, das Entstehen der Läsion
zu beobachten, zu sehen, wie sich die anfängliche gesunde
Oberhaut ohne äussere Einwirkung ablöste. Dies erforderte
einen mehrstündigen Process; der Zeitpunkt aber liess sich
nicht voraussehen. Ausserdem erschienen die Stigmen bald
an dem einen, bald an dem andern Fusse, bald an einer
Hand, bald an der Brust, und alle diese Stellen konnten
doch nicht monatelang beständig überwacht werden. Ich
legte eine durch Wachssiegel gesicherte Bandage um den
Fuss; aber sie sass nicht fest genug, weil sie so lange
liegen musste und die Kranke hin- und herging. Collodium-
oder Traumaticin-Pflaster, auf die Stellen gebracht, trockneten
ein oder zerrissen; so war, wenn das Stigma sich
zeigte, über seine Entstehung wieder keine Sicherheit zu
gewinnen.

Zuletzt entschied ich mich für eine einfache Vorrichtung
*) in Form einer Kupferplatte, die sich genau an
den Knöchel anlegte und durch Bänder und Wachssiegel
-n ihrer Stelle gehalten wurde. In der Mitte der Platte,

ber der Stelle, wo das Stigma auftrat, war ein Uhrglas
Angelassen, sodass sich der Zustand der Haut leicht beobachten
Hess. Später brachte ich darunter noch einen

lummistrumpf, so dass es unmöglich war, mit einem spitzen

*) Abbildung folgt im Februar-Heft.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0023