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30 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1902.)
einschärft, steht und fällt mit transscendentalen Ideen,
welche allein sowohl die Einheit wie die Abgrenzung unsres
Erkennens ermöglichen, und hat bei Leibe nichts zu thun
mit einer mechanistischen Weltanschauung, die nicht darüber
hinauskommt, vom Unten der ISinneseindrücke aus die Welt
zu erklären und notgedxungen dabei von Körperwelt und
Materie ausgeht.
Von diesem Unten aus will Maack die mechanistische
Unfreiheit auch in das unbegrenzte Uebersinnliche sich fortsetzen
lassen! Während er trotz dem stets von ihm festgehaltenen
Gesetze von der Erhaltung der Kraft Sturm
läuft gegen du Prefs Annahme, dass die Verstorbenen mit
Beziehung auf Fühlen und Denken des abgelaufenen Erdenlebens
sich uns irgendwie kenntlich machen können und
dass sie von diesem Fühlen und Denken oder der Erinnerung
daran noch etwas bewahren, genügt ihm der ungeistige
Mechanismus des Diesseits, wie er ihn betrachtet, sogar
unbedenklich für das gauze Jenseits! Dass der Freiheit
nach den Begriffen Kanfs und Schopenhauer^ unwiderleglich
als Lenkung eine innerliche Gebundenheit des sich bestimmenden
Selbst, das als Faktor nichts Leeres ist, sondern
auf seinen eigenen Wesensgesetzen ruht, zu Grunde liege,
hat Maack weder beachtet noch begriffen, und die Freiheit,
die er bestreitet, ist nichts als die sinnlose und durch nichts
bedingte Willkür, die es freilich nicht geben kann und die
zu bestreiten überhaupt nicht nöthig war. Wenn Maack
die schlimmsten geistigen Einwirkungen des Spiritismus auf
Kindheit und Jugend behauptet, deren Möglichkeit ich in
manchen Fällen gewiss zugebe, dann fragt man wohl umgekehrt
, ob denn seine mechanistische Weltweisheit nicht
absolut zerstörend auf jegliche Ethik und Erziehung sich
äussern müsse.
Zum Schlüsse denn: wir sind keine Anwälte der Frau
Rothe, deren Sache, wenn nicht bessere Wege von ihr eingeschlagen
werden, für die Wissenschaft jedenfalls verloren
ist, noch auch sind wir blind gegen die Schwächen und
Gefahren des landläufigen Spiritismus. Das Allerärgste
aber dünkt uns ein Gelärm und Geprahle unter dem Namen
der Wissenschaft, das jedes Ernstes und jeder Wissen-
schaftlichkeit bar ist, desto reicher aber an Ueberhebung.
Dem Tybalt von Hamburg überlasse ich übrigens das Feld,
wenn, wie vorauszusehen, meine Erklärung seine Rauflust
stacheln wird. Ich habe erklärt, was nötig, und bin fertig.
München, im Dezember 1901.
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