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34 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1902.)
Differenz abhängt; 2. dass das Ding an sich ideell ein
absoluter Indifferentismus ist; reell (in der logischen Er-
scheinung) ist es aber eine Indifferenz entweder n u r im zeitlichen
oder nur im räumlichen Sinne.
Wenn zwei Kräfte absolut gleichzeitig wirken sollen,
so können sie nicht in derselben geraden Linie wirken d. h.
die Kräfte wirken nicht auf einen Punkt, sondern auf die
zwei Endpunkte einer Linie, oder die Wirkungsrichtungen
werden von der geraden Verbindungslinie der zwei Punkte,
von wo die Kraftwirkungen ausgehen, abweichen. Daraus
ergiebt sich als nothwendige, logische Folgerung: 1. wenn
die zwei Kraftquellen nicht entfernt sind (kein Raum dazwischen
ist), so müssen die Kraftquellen anderswie und
zwar zeitlich entfernt sein (oder von einem Punkte im
Räume müssen zwei entgegengesetzte Kraft Wirkungen ausgehen
), wenn sie gleich gross sein sollen, oder aber müssen
sie in einem Zeitpunkt, also zu gleicher Zeit an Grösse
oder an Richtung oder in der Art der Wirkungsweise
differiren; und 2. wenn die zwei Kraftquellen zeitlich nicht
entfernt sind (also zu gleicher Zeit existiren und wirken),
so müssen sie deshalb räumlich entfernt sein; es muss einen
Raum überhaupt geben, die eine Kraftquelle existirt also
immer entweder zeitlich oder räumlich nicht (besser: die
eine Kraftquelle ist entweder als Raum- oder als Zeitgrösse
weniger). Im allgemeinen ist die Kraftintensität in jedem
räumlichen Punkte verschieden zu gleicher Zeit oder die
Kraftintensität ist in jedem Zeitpunkte verschieden gross
in einem Raumpunkte, also in einem räumlich nicht oder
weniger d. h. logisch vorgestellten Ding, woraus die Notwendigkeit
einer beständigen Veränderung bei konstanter
Zahl der gleichzeitigen Verschiedenheiten folgt, also ein
Selbstbewegungsvermögen mit konstanter Vorstellungssumme
oder ein Vorstellungsvermögen mit verminderter
(konstanter) Veränderlichkeit der schon hervorgebrachten
Vorstellungen. Beide zugleich können nur
relativ, theilweise oder zeitweise vermehrt werden, d. h.
dauernd nur auf Kosten des Willens- und Vorstellungsvermögens
anderer Subjekte oder in einem Subjekte nur
auf eine Zeit lang.
Das grösste Maass der Veränderung ist das Dasein
und Nichtdasein eines Körpers, das ist die Beziehung, dieselbe
Beziehung auf verschiedene Orte im Räume,
welche in der Bewegung gegeben ist. Nun ist es aber
offenbar möglich, dass ein und derselbe Körper auf denselben
Ort verschiedene Beziehungen hat. Dies ist
die Veränderung in der Zeitfolge (Bewegung im Zeiträume).
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