Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 39
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Leinator: Gedankenübertragung.

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schrieb, der gleichzeitig sang: „Der Gott, der Eisen wachsen
Hess, der wollte keine Knechte", ist wahrlich kein Zufall.

An einem warmen Novembertage schaute ich zum Fenster
hinaus, an dem ich arbeitend sass, und bemerkte, wie eine
Frau Beerenobst pflanzte. Ich wünschte mir sehr lebhaft,
dasselbe thun zu können. Leider konnte ich nur heiss
wünschen, — meine Geldmittel erlaubten mir nicht, selbst
diesen Wunsch zur That zu machen. Ich war überhaupt an
diesem Tag ganz besonders reich an Sorgen und Wünschen.
Eine begabte Tochter hätte ich gern in eine bessere Schule
geschickt, dies lag mir besonders schwer auf. Meine Wünsche
nahmen aber nicht eine besondere Gestalt an. Ich dachte
nicht im geringsten an irgend welche bestimmte Personen,
deren Hilfe ich in Anspruch hätte nehmen können. Ich
bemerke dies ausdrücklich. Am anderen Tage ging ich vier
Stunden über Land. Mein Weg führte mich durch ein Dorf,
in dessen Gärten — und fast jedes Haus hatte einen solchen
Garßen — Ohristblumen (Helleborus niger) in reicher Fülle
blühten. Auch diese wünschte ich mir lebhaft. Denn sie
waren die Lieblingsblumen meines seligen Vaters, der sie in
selten schönen Exemplaren in seinem Garten zu ziehen pflegte.

Als ich müde nach langer Fusswanderung im Hause
meiner Verwandten angekommen und eine Stunde geruht
hatte, wurde mir von einer alten Freundin meiner verstorbenen
Mutter, welche auf einer Domäne eine gute Stunde entfernt
lebte, ein grosses Packet übersandt. Dasselbe enthielt
Beerenpflanzen und Helleborus niger nebst einem Brief mit
der Erklärung, es sei ihr heute plötzlich „in den Sinn gekommen
", ich könnte am Ende Freude und Nutzen von
beiliegenden Pflanzen und Stecklingen haben. Ich war zuerst
ganz erschrocken, — denn es war mir schon manchmal
Aehnliches im Leben vorgekommen. —

Am zweiten Morgen nach diesem Vorkommniss bekam
ich einen Brief von einer Freundin, an die ich vorher mit
keiner Silbe gedacht hatte. Der Brief enthielt das Anerbieten,
meine Tochter unter denkbar günstigen Bedingungen zu sich
zu nehmen, damit sie ein Jahr die dortige Schule besuchen
könne. Nie hatte ich zu irgend einer Seele über diesen
meinen geheimen Wunsch gesprochen und doch diese unerwartete
Erfüllung! — Es war in diesen Fällen also keine
Uebertragung meiner Gedanken auf irgend eine bestimmte
Person, es war auch kein Gebet, keine Bitte an irgend
jemand bewusst gerichtet, es war nur ein heisses intensives
Wünschen gewesen. —

Da mir schon öfters im Leben vorher das Gleiche vorkam
, auch noch andere merkwürdige Erscheinungen mir


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