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50 Psychische Stadien. XXIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1902.)
haben oder nicht; ich weiss davon nichts. Ich glaube, ein
Gefühl des Neides hat diese Erklärung hervorgerufen. In
meinen Anordnungen ändert sich nichts."*) Dies ist die
einzige Erklärung, welche Frau Piper selbst seit Jahren
über sich veröffentlicht hat. Durch den ersten Satz wird
der Bericht hinfällig, der überall so viel Aufsehen erregt
hat, durch den letzten die Behauptung von dem Abbruch
ihrer Verbindung mit der S. P. R.
/ Dr. Hodgson und Dr. Hyslop heben beide hervor, dass
/ Frau P. über die Vorgänge während ihres Trancezustandes
gar keine Meinung äussern kann, da sie keine Kenntniss
davon hat, so lange sie nicht durch Mittheilung eines Dritten
darüber unterrichtet wird. Den früheren Veröffentlichungen
des Dr. med. Hodgson haben sich nun die von Dr. Hyslop angeschlossen
.**) Ueber seine Person wird bemerkt, dass er
Professor der Logik und Ethik an der Universität Columbia
ist, ein klarer und besonnener Forscher, der sich jahrelang
mit der Untersuchung supranormaler Erscheinungen beschäftigt
hat, um allen spiritistischen Betrug aufzudecken.
In verschiedenen Fällen ist ihm dies gelungen, und um so
besser, als er mit taschenspielerischen Leistungen theoretisch
und praktisch vertraut ist; in anderen hat er die üeber-
zeugung gewonnen, dass die Vorgänge auf Hypnotismus
oder auf Telepathie beruhten. Im Falle der Frau P. ist
aber eine solche Erklärung nicht hinreichend. Prof. Hyslop
ist gegen seinen Willen zu der Ueberzeugung gedrängt
worden, dass die Vorgänge während ihres Trancezustandes
nach dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens nur durch
die spiritistische Theorie erklärbar sind, wobei er bemerkt,
dass auch diese Erklärungsweise nicht erschöpfend ist und
dass er jeder anderen brauchbaren Theorie zugänglich
bleibt. Seine Sitzungen mit Frau P. begannen 1892. Im
Laufe von sechs Jahren verstärkte sich seine günstige
Meinung von ihrer völligen Ehrlichkeit zu der Ueberzeugung,
dass sie geheimnissvolle Kräfte besitzt, die durch die geläufigen
Theorien der Telepathie und Gedankenübertragung
nicht zu erklären sind. Er ging von vornherein mit grösster
Vorsicht zu Werke. Er sagt über die Anordnung der
Sitzungen:
*) Die Ausdrucksweise ist etwas geschraubt und wird dadurch,
dass hier nur die holländische Uebersetzung zu Grunde gelegt werden
konnte, nicht klarer. — /r.
**) Wir geben heute nur einen kurzen Bericht, nach einem
iilustrirten Artikel im „New York Herald." Die 649 Seiten starke
Originalabhandlung in den „Proceedings of the Society f or Psychical
Research" vom October 1901, ist uns erst während des Druckes zugegangen
; wir werden vielleicht später darauf zurü< kkommen. — W.
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