http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0071
62 Psychische Stadien. XXIX. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1902.)
Ar) Abnormes Sehvermögen. Die Türkei will an
den Errungenschaften der heutigen Wissenschaft auch ihren
Antheil haben; doch wo Europa Maschinen und Naturkräfte
nothwendig hat, gebraucht sie Menschen. WieKonstantinopeler
Blätter melden, lebt im Libanon im Dorfe Adjiltur ein junges
Mädchen Namens Anna Yussuf Nail, deren Sehvermögen die
gleiche Eigenthümlichkeit wie die X-Strahlen haben soll.
Sie sieht durch die Wände von Kästen und Gefässen den
Inhalt, und die Zeitungen meinen deshalb? sie besässe einen
unschätzbaren Werth als öehtilfin eines Chirurgen oder
Zollbeamten. Anna Yussuf Nail wird als schwächlich, nervös
und kurzsichtig beschrieben; ihre Bildung stehe auf der
landesüblichen niedrigen Stufe.
Iiitteraturbericlit.
Berichterstatter für sämmtliche Litteratur des In- sowie Auslandes ist Hofrath
Dr. Wernekke in Weimar, an welchen auch alle Rezensionsexemplare einzusenden
sind. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die in
den Besprechungen ausgesprochenen Ansichten.
A. Bücherbesprechungen.
Was ich gesehen hohe. Eigene Forschungen auf dem gelichteten
Gebiete der weniger bekannten menschlichen Fähigkeiten. Von
Prof. Dr. M. T. Falcomer. Deutsch von Feilgenhauer. Leipzig,
Osw. Mutze, 1901. (113 Seiten mit 2 Tafeln Abbildungen.)
Der Verfasser, Professor der Rechte an der Hochschule in
Alessandria, ist in spiritistischen Kreisen vortheilhaft bekannt durch
eine Anzahl Schriften, die ins Deutsche, Französische und Englische
übersetzt worden sind. Den Beobachtungen mit Medien, die er seit
1887 angestellt hat, schliesst sich die hier vorliegende Reihe an.
Mit Nif da Bonaräi, der Tochter eines Professors in Oomo, wurden
im Privatkreise 13 Sitzungen gehalten, bei denen G ewichtsveränder-
ungen, Klopflaute, Abdrücke und Berührungen von Händen, verschiedene
Schall- und Lichterscheinungen, sowie Apporte vorkamen,
weiche zwar nichts eigentlich Neues bieten, aber als Bestätigung
anderweiter Erfahrungen durch einen erprobten Beobachter immerhin
werthvoll sind. Als eigenthümlicher Nebenumstand ist zu erwähnen,
dass die Zirkeltheilnehmer wiederholt durch Klopflaute aufgefordert
wurden, sämmtlich das Zimmer zu verlassen, worauf sie gewöhnlich
beim Wiedereintreten herbeigebrachte Gegenstände auf Sem Tische
liegend oder noch im Zimmer umherschwebend fanden.
Goethe und der Okkultismus, Von Max Seiling, Hofrath,
Prof. a. D. Leipzig, Osw. Mutze, 1901. (56 Seiten.)
Nachdem über Goethe1» persönliche Erlebnisse auf okkultem
Gebiete nach glaubwürdigen Zeugen berichtet worden ist, werden
seine gelegentlichen Aeusserungen über okkulte Dinge, und in einem
besonderen Abschnitte seine Aussprüche über die Fortdauer nach
dem Tode, nach seinen Gesprächen und aus seinen Schriften zusammengestellt
. Wenn bei einem grossen Theile der letzteren das
Datum beigefügt ist, so macht sich der Wunsch rege, dass dies
durchgängig geschehen sein möge: denn es ist bekannt und überdies
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0071