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Gubalke: Das Medium Home.
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nützigkeit und Unzugänglichkeit gegen Geld glauben wollte,
für eine einzige Sitzung anbot. 1858 gab er im Haag der
Königin von Holland sehr erfolgreiche Sitzungen, während
eine Sitzung bei der Freidenkergesellschaft in Amsterdam
nur massig ausfiel. Home beschreibt den alten düsteren
Gasthof, in welchem alles kühl und frostig war und auch
die Oefen die Wärme versagten. Von den Männern mit den
Zügen strenger Denker ging eine Kälte aus, als hätte der
kalte Verstand ihren Geist zu Eis erstarrt. Als Home sich
darüber betrübte, flüsterte ihm Abends im Bett der Geist
seiner Mutter zu: j,Der Wind muss gemässigt werden für
das geschorene Lamm" — Worte von unleugbar zutreffender
symbolischer Bedeutung. Trotzdem wurden diese Freidenker
überzeugt und einer der Herren entdeckte sich selbst als
Medium.
In Brüssel verliessen Home seine Kräfte und seine
„Geister" melden, dass sie ihm nicht sobald zurückkommen
würden, dass ihm aber anderes Bedeutendes bevorstehe.
Sein Arzt in Paris findet seinen Brustkatarrh und seine
Blutarmuth so Besorgniss erregend, dass er wieder die
Reise nach Italien vorschreibt. Ueber Turin und Pisa, an
welchen beiden Orten er erhebliche Kälte antraf, kam er
nach Rom, wo er jede Gesellschaft mied. Da eines Tages,
als er eben die Einladungveiner russischen Familie, die seine
Bekanntschaft zu machen wünschte, abgewiesen hatte, fährt
ein Wagen vor und ein Freund bringt ihm die Gräfin
Koucheleff, um selbst ihn für den Abend einzuladen. Nunmehr
konnte er nicht ausweichen und lernte dort die unverheirathete
Schwester der Gräfin kennen. Diese sagte scherzend, dass
Home, weil er zwischen zwei Schwestern gesessen habe, in
diesem Jahre heirathen werde, — und nach zwölf Tagen
war sie selbst seine Braut, die eine Tochter eines russischen
Generals und Pathin des Kaisers Nikolaus war. In einem
Gespräch, das er mit ihr unmittelbar nach der Verlobung
führte, fragte sie ihn lächelnd nach seinem Geisterklopfen,
an das sie nicht glauben könne. Er versetzte ernst: „Halte
dir immer im Gedächtniss, dass ich eine Mission auf Erden
zu erfüllen habe, sie ist gross und heilig,44 worauf sie
antwortete: „Wenn deine Mission denen helfen kann, die
weniger glücklich sind als wir, oder die Menschheit trösten
kann, findest du mich immer bereit, dir zu helfen ;w Worte,
welche ebensowohl von der Gemüthstiefe und dem sittlichen
Ernste Daniel Home's, als von der edlen Gemüthsart seiner
Braut Zeugniss ablegen. Mit Alexander Dumas pdre, der
Trauzeuge sein sollte, kamen sie in Petersburg an, woselbst
Home sofort vom Kaiser Alexander IL eingeladen wurde.
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