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74 Psychische Studien» XXIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1902.)
Acht Tage lang wurde er vom Ozaren in Peterhof aufgenommen
und die dort eingetretenen Kundgebungen werden
wohl den Kaiser mit bewogen haben, die kirchlichen Hindernisse
, die sich seiner Trauung entgegenstellten, zu beseitigen,
wofür Home auch Alexander IL vor anderen Fürsten Zeitlebens
eine herzliche Verehrung bewahrt hat» Seine Trauung
fand zuerst nach griechischem, dann nach römischem Eitus
statt. Diese Verbindung hatte auch den Antheil der Frau
an den medianimen Fähigkeiten ihres Gatten mehr und
mehr zur Folge, so dass der nach Jahresfrist geborene
Knabe schon vor der Geburt die Erbschaft seines Vaters
antrat. Die Frau musste deshalb von den Sitzungen ausgeschlossen
werden, weil man für das Kind fürchtete, bei
dem jeder Klopfton im Zimmer sich durch eine entsprechende
Bewegung im Mutterleibe kundthat. Jeder Irrthum beim
Buchstabiren der Kundgebungen konnte durch Eingebung
des noch ungeborenen Kindes von der Frau berichtigt
werden. Das Ehepaar machte viele Reisen, unter denen
besonders die 1860 nach England hervorzuheben ist, wo
Home?8 Sitzungen mächtiges Aufsehen erregten, an denen
alle Welt, vom Staatsmanne bis zum schlichten Bürger,
theilnahm. In diesem Jahre hatte er auch eine seiner
untrüglichen Visionen, in der er seine Frau sterben sah
und zugleich erfuhr, dass sie nicht an dem Leiden, welches
sie zur Zeit quälte, sterben werde, sondern an Auszehrung.
Als die Schwindsucht an ihrer linken Lunge später
unverkennbar hervortrat und Home, einem feierlichen Versprechen
der Gatten unter einander zu Folge, ernste
Krankheiten sich gegenseitig nicht zu verheimlichen, der
Kranken die Ansicht des Arztes mittheüte, blieb sie vollkommen
ruhig, ja war wie von Wunderkräften gehoben und
ging dem Tode fast fröhlich entgegen. „Ich werde über
Dir und Grischa stets wachen", war ihr Trost, mit dem sie
den betrübten Gatten tröstete. Alle Bekannte waren über
den Gleichmuth erstaunt, mit dem eine junge, oft so lebenslustige
und kindlich ausgelassene Frau, die in so glücklicher
Ehe lebte, dem Tode ins Gesicht blickte. Sie forderte jeden
Tag Sitzungen, weil sie ihr physisch und psychisch wohl-
thaten, in denen Blumenapporte sich einstellten, aus welchen
die Kranke Sträusse wand und ihren Freunden reichte,
während sie die Klopf laute buchstabirte: „Von einer Freundin
auf Erden, die aber bald bei uns sein wird. Zum Andenken
Sascha's.u Der Bischof Ptrigueux bekannte, dass er noch
niemals an einem solchen Sterbebette gestanden habe. Bis
zum Tode hörte der Geisterverkehr nicht auf und unter
denen, die sie zuletzt schaute, war eine Frauengestalt, deren
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