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90 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1902.)
grosöte Theil des Mikrokosmos und Makrokosmos, gleich wie
Gott und das göttliche Weltregiment, können durch menschliche
Sinnesorgane nicht unmittelbar wahrgenommen werden;
unserer Wahrnehmung ist nur ein Minimum überantwortet,
und wer diese Wenigkeit nicht geistig entdeckt und das
Ergebniss vernünftig vcrwerthet, ist absolut ohne Berechtigung,
mit den letzten Dingen und den grossen Fragen sich zu
beschäftigen.
Das grosse Maass von Unreif heit und Dummdreistigkeit,
welches überall sich breit macht und in der albernen Gesellschaft
posaunt, den Markt beherrscht und alles Göttliche
in die erbärmlichen Kategorien des tantum-quantum einschiebt
, verleitet zu dem Glauben, es könne wohl kaum etwas
Beträchtliches ausserhalb des Bereichs der sinnlichen Wahrnehmung
sich befinden und alles müsse Einbildung, Schwindel
sein, was nicht mit Händen zu greifen. Solche Rohheit und
Grobheit hängt mit jenen groben Sünden gegen Religion,
Vernunft und Hygieine zusammen, welche täglich von dichten
Massen der Gesellschaft und des Volkes begangen werden,
wie leider auch von so vielen Denkern und Forschern, denen
es an Kraft gebricht, die angeborene Bestialität zu unterdrücken
.
Vollkommene Wesen höherer Ordnung dürften nur Gott
transscendental finden, das Wesen der Seele begreifen und
Kraft, Aether gleich wie Molecüle der Materie unmittelbar
wahrnehmen. Für mich steht es ausser Zweifel, dass Wesen
dieser Art existiren; aber ich bin dessen ebenso gewiss,
dass der jetzige completest auskrystallisirte Mensch unseres
Planeten noch nach Jahrmillionen nicht so weit wäre, um
das Genannte zu vermögen. Darum wird man immer darauf
bedacht sein müssen, jede sorgfältig ermittelte Thatsache
geistig zu verdauen und so zu einer guten Prämisse logischer
Folgerung zu gestalten.
Unter derartigen Voraussetzungen gewährt Abstraction
den gleichen Vortheil, wie unmittelbare sinnliche Wahrnehmung
, und führt zu den gewissesten Erkenntnissen;
zugleich ist dieselbe ein wackerer Pionier, welcher der
wissenschaftlichen und philosophischen Entdeckung neuer
Thatsachen vorarbeitet, neue Wege bahnt für correcte Weltanschauung
und deren Ausbau, und der Anwendung als
Leuchte dient. Der »grüne Tisch", welcher rohen Handwerkern
der Wissenschaft und plumpen Sandfuhrleuten irgend
welcher Ausübung irgend eines akademisch erlernten Berufs
nur allzu oft als Zielscheibe des Hohnes dient, hat grosse,
weltumfassende Bedeutung, wenn nur die rechten guten
Geister daran sitzen und unter den erforderlichen Bedingungen
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