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Kossuth: Physische und psychische Stadien etc.
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wegung entsprechende Kraft oder Bewegungssumme
zugeführt wird. Ist z. B. das betreffende Sinnesinstrument
das Auge, so muss in dem Auge das Bild des Objektes an
einer Raumstelle ausgelöscht, neutralisirt, an der anderen
neu erweckt werden; denn das geschieht im Auge that-
sächlich bei einer jeden durch das Auge wahrgenommenen
Bewegung.
Die Möglichkeit dessen steht ausser aller Frage, Denn:
wenn es wahr ist, dass einer jeden Veränderung im Objekte
eine Veränderung im Subjekte entsprechen muss, so muss
auch das Umgekehrte wahr sein. Um der Lösung der Frage
näher zu kommen, was mit dem Auge oder in dem Auge
(im Subjekte) geschehen muss, um darin das Bild einer
Bewegung zu verursachen, müsste zuerst untersucht werden,
was der Unterschied der Veränderungen in der sichtbaren
Welt ist, wenn eine solche erstens dadurch verursacht wird,
dass ein sichtbares Objekt seine Lage verändert, während
das sehende Subjekt unbewegt ist, und wenn eine Veränderung
zweitens dadurch verursacht wird, dass das Objekt
unbewegt bleibt und das sehende Subjekt sich bewegt, seine
Lage verändert. Man sollte eben mehr „psychische
Studien4* an sich selbst, an den scheinbar einfachsten
Dingen machen und dabei z. B. die subjektiven
Empfindungen ggnau beobachten und unter sich
vergleichen, wenn
1) das Auge sich bewegt, dabei weder der Körper,
noch etwas ausser ihm im Baume bewegt ist; wenn
2) das Auge unbewegt, der Körper bewegt ist, sonst
aber kein bewegter Körper wahrgenommen wird; wenn
3) das Auge und der Körper unbewegt sind, aber ein
bewegter Gegenstand wahrgenommen wird, und wenn
4) das Auge, der Körper und ein Körper im Baume
alle in derselben oder eines, zwei oder alle drei in verschiedenen
Richtungen mit gleicher, oder verschiedener
Schnelligkeit u. s. w. bewegt sind.
♦
Jede Wirkung braucht eine Zeit, um bis zum Subjekt
gelangen zu können, woraus folgt, dass 1) die Zeitvorstellung
aller anderen vorangehen muss; 2) dass jede Wirkung eine
Zeit lang existiren muss, bevor sie bewusst wird; und 3)
muss eine jede Wirkung im Bewusstsein eine Dauer haben.
Ferner: ist die Bewegung eine Wirkung, so kann sie nur
wahrgenommen werden, indem sie mit etwas relativ oder
absolut Unbewegtem verglichen werden kann. Folglich:
soll ein Gegenstand als bewegt wahrgenommen werden, so
Psychische Studien, Februar 1902. ' 7
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