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106 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1902.)
Kritik zu üben hat, und erst das Buch von Mrs. d'EspSrance
hat Aehnliches geboten. Ich habe mir in meinein kleinen
Buche eine sehr ernste Aufgabe gestellt, indem ich den
Deutschen das Wesen und Wirken eines der ausgezeichnetsten
Medien, das zugleich ein lauterer Mensch war, so
ursprünglich wie möglich schilderte und nahe brachte.
Nicht ein gelehrtes Buch wollte ich schreiben, aber eines,
das, wie viele andere Leser, so auch im sei e Gelehrten zu
Unbefangenheit und empfänglichem Antheil summen möchte.
Auf Seite 78 schreibe ich wörtlich: „Crookes und Zöllner
haben den ersten Grund zu einer Wissenschaft der Trans-
scendentalphysik gelegt. Das Tr an ssc e n d e n te, zu dem
dieselbe uns leitet, ist selbstverständlich nicht sogleich
eine Geisterwelt. Jeder hat Beruf und Recht, in
dieser Wissenschaft zu forschen, wenn seine Meinungen von
der Annahme einer Geisterwelt noch so weit abliegen sollten
u, s. w." Damit habe ich doch deutlich ausgedrückt,
dass Gubalke meinen Zusatz auf dem Titel „ein physio-
psychischer Zeuge des T r a n s s c e n d e n t e n " gänzlich
missversteht, wenn er das „Transscendente" als Geisterwelt
auffasst Das .,Transscendenteu bedeutet in der philosophischen
Terminologie schlechtweg das „Uebersinn-
liehe" und nichts anderes, und es kann alles mögliche
Unbekannte in diesen Begriff hineingehören, was nichts mit
unserer Unsterblichkeit zu thun hat.
Es wäre hölzern und sogar falsch gewesen, wenn ich
Home einen Zeugen des „Transseendentalen" auf dem Titel
hätte nennen wollen; denn das Transscendentale bedeutet
das mit dem Transscendenten oder Uebersinnlichen Zusammenhangende
, das aber noch der Erscheinungswelt angehört
, und bezeugt somit bereits jenes Transseendente.
Was das Transscendente bezeugt, kann nicht selbst
das Transscendente sein; dies ist eben das Transscendentale
vermöge seiner noch sinnlichen Mittel, welches also,
weil bezeugend, nicht passiv bezeugt wird.
Max Gubalke, der so gütig war, mir bei anderer Gelegenheit
viel warme Anerkennung auszusprechen, hat also
keinen einzigen Anhalt zu seinem Einsprüche gehabt.
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