http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0125
Eine physikalische Entdeckung von grösster Tragweite. 115
0,4 Milligramm auf jedes Quadratmeter für einen völlig
schwarzen, und von 0,8 für einen vollkommen spiegelnden
Körper erreichen. Der Inhalt dieser Vorarbeiten ist für den
Laien schwer verständlich, aber begreiflich ist der aus ihnen
gezogene Schluss, demzufolge die in Bewegung befindlichen
Aeth er wellen, sie mögen dem Licht, der Wärme oder der
Elektrizität angehören, in der Eichtung ihrer Fortpflanzung
einen Druck ausüben.
Es sind seitdem viele Versuche gemacht worden, das
Vorhandensein dieser jedenfalls äusserst zarten Kraft durch
Messungen zu erweisen. Sir W. Crookes, ein lebender englischer
Physiker von Weltruf, kam durch Benutzung des bekannten
Radiometers (Strahlenmessers) scheinbar zum Ziel; aber seine
Messungen ergaben für den fraglichen Druck einen Betrag,
der den erwarteten um mehr als 1Ü0000 Mal überstieg. In
Folge dessen konnte man sich nicht zu der Annahme ent-
schliessen, dass diese Ergebnisse eine richtige Lösung der
Aufgabe darstellten, und die eigentliche Entdeckung des
Lichtdruckes, oder, wie man auch allgemeiner sagen könnte,
des Druckes der Aetherwellen, blieb nach wie vor einer
späteren Leistung des menschlichen Genies vorbehalten. Das
Radiometer hatte wahrscheinlich den Fehler, dass es nicht
allein unter dem Einfluss der Aetherwellen, sondern unter
dem des Anpralls von stofflichen Molekülen stand und
ausserdem abhängig war von der ungleichen Erhitzung an
den Wänden der Glaskugel. Professor Lebedew, der sich
übrigens ausser durch andere Forschungen besonders durch
die Erzeugung der kürzesten Hertz'sehen Wellen (Elektrizitätswellen
) einen Namen gemacht hat, versuchte seinerseits die
störenden Einwirkungen, unter denen die Messungen von
Crookes gelitten hatten, auszumerzen. Wir geben die Beschreibung
seines Versuchs in einem kurzen Auszug nach
der Veröffentlichung des Gelehrten in den „Annalen der
Physik." Die bisherigen Fehlerquellen wurden dadurch vermieden
, dass erstens alle Strahlungen, die eine Erwärmung
der übrigens luftleer gemachten Glaskugel des Radiometers
herbeiführen konnten, ausgeschlossen, und dass zweitens die
Lichtstrahlen mehrfach hin und her geführt wurden, ehe
sie den Apparat trafen. Er stellte die windmühlenartigen
Flügel seines Strahlenmessers aus überaus dünnem Blattaluminium
her und befestigte sie an einem Glasi'aden in
Cardanischer Aufhängung. Als Lichtquelle wurde eine
elektrische Bogenlampe benutzt, deren einfallende Energie
kalorimetrisch bestimmt wurde. Die Flächen der Radiometerflügel
, die entweder in gewöhnlicher Beschaffenheit belassen
oder geschwärzt waren, wurden auf ihre spiegelnde Kraft
8*
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0125