http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0126
116 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1902.)
hin geprüft. Der mögliche Fehler der Messungen betrug
nur 20 v. EL Die Ergebnisse stimmten innerhalb 10 v. H.
mit den Werthen überein, die von Maxwell und ßartoli
theoretisch berechnet worden waren. Somit kann der durch
das Licht ausgeübte Druck der Aetherwellen als
festgestellt gelten, und zwar steht er in einem geraden
Verhältniss zu der Energie des einfallenden Lichtes und ist
unabhängig von dessen Farbe. —
Die Thatsache, dass die durch Licht, Wärme, Elektrizität,
Magnetismus u. s. w. erzeugten Aetherwellen einen messbaren
Druck ausüben, mag an sich dem Laien noch nicht als etwas
besonders Wunderbares und Bedeutsames erscheinen, aber
die sich alsbald daraus ergebenden Folgerungen müssen auf
jeden denkenden Menschen Eindruck machen. Um uns nicht
in die Gefahr zu begeben, dabei übers Ziel hinauszusehiessen,
wollen wir uns auf die Wiedergabe der Erörterung beschränken
, die eins der hervorragendsten Fachblätter, der
Londoner „Eleetrician", an die Besprechung der Untersuchungen
von Lebeäetv anschliesst. Die erste Folgerung
würde die sein: das Vorhandensein des Aethers, d. h,
eines alles durchstrahlenden und den ganzen Weltraum
erfüllenden Stoffes ist nachgewiesen. Die Tragweite der
Entdeckung des Aetherdruckes für die Technik kann eine
sehr bedeutende sein, ist aber der Vorstellung unzugänglich;
dagegen ergeben sich ohne Weiteres bestimmte Schlüsse
mit Bezug auf die Wissenschaft. Im Besonderen werden die
Anschauungen der Astronomie dadurch eine Veränderung
und Erweiterung erfahren. Wenn es nunmehr als sicher
gelten kann, dass die Sonnenstrahlen auf die Erde
einen Druck von über 300000 Tonnen oder 6 Millionen
Zentnern ausüben, der bisher unbekannt war, so kann die
Beachtung dieser Thatsache auf astronomische Rechnungen
nicht ohne Einfluss bleiben. Dieser Druck der Sonnenstrahlen
kann möglicherweise genügen, um die Erde davor
zu schützen, dass sie nach der Sonne hinfalle, wie es von
verschiedenen Seiten vorausgesagt worden ist. In einem ganz
neuen Licht aber wird die Beschaffenheit der Kometen
und die Entstehung ihrer Schweife erscheinen. Da die Grösse
des Druckes vom Querschnitt eines Körpers abhängig ist,
so müssen die kleinsten Körper im Verhältniss zu ihrem
Gewicht den grössten Druck erfahren, und es muss ein
Punkt erreicht werden, auf dem der vom Licht ausgeübte
Druck die Massenanziehung übersteigt, so dass Körper von
sehr geringer Masse von der Sonne fortgestossen werden.
Der Schweif eines Kometen würde aus solchen kleinen
Körpern bestehen, die durch den vom Kern des Kometen
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0126