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124 Psychische Studien, XXIX. Jahrg. 2. Heft. ^Februar 1902.)
Merkwürdige übernatürliche Ereignisse aus dem Leben berühmter
Personen. Von Karl Blöchlinqer, k. u. k. Major a. D.
Leipzig, Osw. Mutze. 1901 (174 Seiten).
Die vorliegende Sammlung von Erzählungen aller Art, die sich
auf Wahrträume, Fernsehen, Spukhäuser, Geistererseheinungen und
andere okkulte Vorgänge beziehen, von Michael Mercatus an, dem sein
Freund Marsüius Ricinus in seiner Todesstunde erschien, bis auf
Dr. Ollivier und Karl du Prel, ist nicht nur zu angenehmer Unterhaltung
geeignet, sondern wird auch dem Leser, der nicht von vornherein
dergleichen Berichte als leere Fabeleien glaubt abthun zu
können, manches brauchbare Belegstück bieten Die Quelle ist in
den meisten Fällen angegeben, auf eine Erklärung dagegen verzichtet
und dem Leser überlassen, die Erscheinungen „in natürlicher, amnestischer
oder spiritistischer Weise zu deuten/ W.
Influenae astrale (Essai d'astrologie exp^rimentale). Par Paul
Flamhart, ancien 41hve de PEcole rolytechnique. Paris, Soci£t6
des Journaux spiritualistes r^ums, 1901 (90 Seiten, mit Figuren im
Texte).
Das Schriftchen soll nicht ein Lehrbuch der Astrologie sein,
sondern nur eine allgemeine Charakteristik und Wertschätzung dieser
viel umstrittenen Geheimwissenschaft. Auf Grund einer vier Jahre
fortgesetzten Prüfung von tausenden von Beispielen ist der Verf.
zu der Ueberzeugung gelangt, dass die Erfahrung In der Tust einen
Einfluss der Gestirne auf den Menschen beweist und die philosophische
Bedeutung eines solchen Studiums ahnen lässt. Wenn
die alltägliche Erfahrung lehrt, wie die Lebenserscheinun^en jedes
Organismus von dem Wechsel der Jahreszeiten, also durch die Sonne,
beeinflusst sind, so ist es schon dadurch wahrscheinlich gemacht,
dass andere Himmelskörper und zumal die mit der Erde in dasselbe
Sonnensystem verbundenen Planeten auf sie und ihre Bewohner
ebenfalls Einwirkungen ausüben. Dieser Einfluss wird als ein astraJ-
magnetischer bezeichnet (was doch nicht im gewöhnlichen Sinne
zu nehmen ist?) und gelehrt, dass er unmittelbar den Astralleib
der Organismen treffe. Die gegen die Astrologie erhobenen Einwendungen
werden nicht ohne Geschick zu entkräften versucht, auch
der Beweis unternommen, dass sie eine Experimentalwissenschaft
sei. Besonders ansprechend erscheint das Kapitel vom astralen Atavismus
, der sich darin äussert, dass die Glieder einer Familie vielfach
unter gleichen oder doch annähernd gleichen Aspekten geboren
werden, wobei zu bedenken gegeben wird: Man hat nicht nur den
oder jenen Charakter infolge einer bestimmten Nativität, sondern
man wird vielmehr bei einem bestimmten Himmelsstand geboren,
weil man eine bestimmte vererbte Charakteranlage besitzt. Auf mathe-
mathisch-physikalischer Grundlage werden endlich die Harmonien
und Dissonanzen in der Astrologie und Musik in Parallele gestellt.
— Wenn eine derartige Abhandlung bei der Natur des Gegenstands
und der zu einem vollen Verständniss notwendigen Voraussetzungen
nur auf einen beschränkten Leserkreis rechnen darf, so scheint man
doch in Frankreich (wie dies auch in England und Amerika. der
Fall ist) eine grössere Empfänglichkeit dafür erwarten zu dürfen, als
etwa bei uns. Denn soeben ist auch unter dem Titel „La Theorie des
D^terminations astrologiques* (Paris, Lucim Bodin) eine neue, allerdings
stark verkürzte Ausgabe der „Astrologia gallica" erschienen,
des grossen Werks von 784 Folioseiten*, das zuerst 1661 bei Adriaan
Vtacq im Haag gedruckt wurde und J. ß. Marin, Chemiker und Arzt,
später Professor der Mathematik am College Royal in Paris (f 1656)
zum Verfasser hat. IV.
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