http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0135
Litteraturbericht.
125
K. O. Beetz, Einführung in die moderne Psychologie.
Erster Teil: Allgemeine Grundlegung. Osterwieck a. Harz. A. W.
Zickfeldt. 1901.
Der Verf. Hess sich bei Abfassung dieses Buches lediglich
von dem Bildungsbedürfnisse eines bestimmten Berufskreises, der
Lehrerschaft, leiten. Im ersten allgemeinen Teile kennzeichnet
er das Wesen der Psychologie und sucht durch allerdings ziemlich
kurzgefasste geschichtliche Betrachtungen das Verständnis für die
gegenwärtigen Anschauungen zu erschliessen; alsdann legt er die
Beziehung zu den angrenzenden Wissensgebieten, Inhalt, Darstellung,
Methoden und Bedeutung der Psychologie dar, erörtert dann die
Fragen über den psycho-physischen Organismus und die psychischen
Grunderscheinungen und Gesetze und sucht endlich das Verhältnis
zwischen Geist und Körper, zwischen objektivem und subjektivem
Geschehen dazustellen. Die Anschauungen Wund 1*8, der, an Lotze und
Rechter anknüpfend, sich mehr und mehr von seinem Ausgangspunkte
entfernte und in den Bestrebungen der Gegenwart eine hervorragende
Bolle spielt, erfahren hier eine klare Darstellung und
Würdigung; gans mit Recht wird endlich auch hier einmal den
Psychologen geraten, ihr Augenmerk mehr als bisher auf die okkulten
Erscheinungen des Seelenlebens zu richten. Ganz aus dem Herzen
gesprochen ist uns aber folgender Satz auf Seite 80: „Wir geben
auch zu, dass uns das psychologische Experiment, selbst im günstigsten
Falle, über das eigentliche Wesen der innern Erscheinungen keinen
Aufschluss giebt; nur an ihrer Oberfläche haftet es und somit auch
unsere Einsicht." Dagegen sind wir der Meinung, dass der Verfasser
die Werke eines JJrobisch, Drbal, Lindner und Lazarus nicht recht
gewürdigt hat. Soll etwa nur das als gesicherter Besitz der Psychologie
gelten, was physiologisch begründet und mathematisch bewiesen
ist? In der Gegenwart herrscht freilich die allgemeinene Sucht,
alles zu konstruieren, allem eine grossartig erdachte Mechanik seines
Entstehens, Daseins und Wirkens unterzulegen, sodass uns das Verständnis
alles Unmittelbaren auf geistigem Gebiete abhanden kommt.
Geben wir schliesslich alle zu, dass alles Sein ein Wunder ist, wir
nie entdecken werden, wie Sein und Dasein gemacht werden, oder
was das ist, woraus die Dinge bestehen, wir also auch das Was der
Seele nie ergründen werden: verlieren wir durch diese Unkenntniss
wirklich viel? Alle Dinge entfalten ihren Inhalt in ihrem Erscheinen
. — Das vorliegende Buch sei allen strebsamen jungen Lehrern
warm empfohlen; aber wir fügen dieser Empfehlung noch hinzu,
dass man ein gutes Stück der Psychologie aucn aus andern Büchern
lernen kann, die nicht gerade die Bezeichnung ^Psychologie* auf dem
Titelblatt tragen. Wienhold.
Dimensionen. Eine neue Weltanschauung. Der Beweis der
ZöUner'schen Theorie. Von Schrey von Kaigen. Leipzig,
Oswald Mutze. 40 S. Preis: 1 M.
Ausgehend von der ZöUner^schen Theorie der Dimensionen, die
die Möglichkeit der Existenz von Wesen einer 0., 1. und 2. und infolgedessen
auch einer 4. Dimension behauptete, welch letzteren
dann speziell die spiritistischen Phänomene zugeschrieben wurden,
glaubt Verfasser auf mathematisch-logischem Wege den Beweis
für das Vorhandensein solcher „dimensionaler Geschöpfe" geliefert
und damit eine Weltanschauung begründet zu haben, die nicht
nur alle wissenschaftlichen Experimente auf ihrer Seite hat, sondern
vor allen Dingen sämmtJiche spiritistische und religiöse Fragen, die
von jeher über die menschliche Seele und den Zweck alles
Daseins aufgestellt wurden, theoretisch ein für allemal zu lösen ver-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0135