Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 143
(PDF, 221 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Dan mar: Naturalisttsohe Geisterlehre. 143

der Erklärung der spiritistischen Thatsachen erzielt hat,
brauche ich nicht darzulegen. Die meisten Psychologen,
welche sich damit befasst haben, sind überhaupt noch nicht
über das, was sie „die spiritistische Hypothese" nennen,
hinausgekommen. Nun bricht sich in Folge der „physischen
Bedingungen" für sogenannte Materialisationen von Geistern
immer mehr die Idee Bahn, dass die Menschheit vor dem
Entstehen der idealistischen Spekulationen, als sie die Geister
„in naiver Weise" noch als stoffliche Wesen auffasste und
sie mit Opfermahlen fütterte, im Grunde genommen vielleicht
Recht hatte. Ich vertrete nun eine ähnliche Theorie und
hoffe, dass man mir im philosophischen Deutschland, wo
wegen Mangels an materialisirenden Medien eine so reichhaltige
Erfahrung auf diesem Gebiete, wie in Amerika, nicht
zu erwerben ist, Gehör schenken wird.

Statt nun in negativer Weise die ältere psychistische
Theorie zu bekritteln, was schliesslich jeder kann, ziehe
ich es vor, in positiver Weise vorzugehen und die neue
Theorie der Geister (die zugleich auch die älteste ist),
welche im Gegensatze zur supernaturalistischen als die
naturalistische bezeichnet wird, vorzuführen, und zwar
als diejenige, welche direkt im Spiritismus entstanden und
nicht von ausserhalb ihm stehenden Spekulationen hergeholt,
in ihn hineingetragen ist.

Das Wort „Geist", zunächst eine Umformung des
gothischen Wortes „Gais oder Gaist", stammt ab vom
Sanskritworte „Gast" (Esser)*) und wurde in alten Zeiten
der Gemeinname für einen Unsichtbaren, weil er als Gast
der reichlich gespendeten Opfermahle aufgefasst wurde. Erst
nachdem die Opfermahle längst abgeschafft waren, erhielt
zum Nachtheil der Philosophie das Wort „Geist" seine
psychologische Bedeutung. Ich gehe auf die ursprüngliche

*) Demnach etymologisch am nächsten verwandt mit hostis
(auswärtiger Feind), von sanskr. ghas (essen): Esser— Mitesser; dagegen
hostia (Opferthier) aus hond-tia vom Stamm fend- (fendo = #ctVo>,
schlage, cfr. of-fendo schlage hin = beleidige, de-fendo, schlage ab
vertheidige). Polt wi<i Benfey vergleichen sanskr. han (indogermanisch:
ghan) schlagen, tödten (cfr. &a-velv, &vr}-oxup sterben). Nach
G. Curlius (Griech. Etymologie, II, 80, 1. Aufl.) finden wir italisches
f für altes gh auch im altlat. fos-ti-s = hosti-s, gjothisch: gast-s.
Th. Mommsen, röm. Forschungen I, p. 326 nimmt hostis von hostire =
aequare, und Curlius (ib.) hospes (Gast, weiterhin sowohl Gastfreund
als Gastwirth) = hostis petens (bittender Fremdling) aus hospe-t-s.
So interessant und kulturgeschichtlich werthvoll aber auch derartige
Etymologien sein mögen, erscheint es uns — schon wegen des
Schwankens und der Uneinigkeit der bedeutendsten Sprachforscher
in wesentlichen Punkten — immer sehr gewagt, eine philosophische
Theorie auf solche Ableitungen zu gründen. — Red.


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