Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 149
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Adolf Kessler: Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst. 149

über das innere Leben der Menschen und über das Hereinragen
einer Geisterwelt in die unsere" enthalten soll.

Ein volles Jahrhundert ist jetzt vergangen, seitdem die
Seherin geboren worden. Kerners Buch über sie ist noch
nicht vergessen. Im Jahre 1892 erschien es in sechster
Auflage» Dass die Idee, welche jenem Buche zu Grunde
liegt, sich noch nicht überlebt hat, das beweist die reiche
einschlägige Litteratur. Aus dieser sei nur herausgehoben,
was Heinrich Hansjakob in seinen Erinnerungen „Aus kranken
Tagen" über Somnambulismus und Magnetismus schreibt:

„In diesen Tagen fand der Prozess gegen den „Schlofer"
(Schläfer) von Dorlisheim statt. Was ich von dem Manne
früher gehört und jetzt wieder höre, stellt zweifellos fest,
dass derselbe im magnetischen Schlafe Hellseher war, und
ich bin überzeugt, dass die Zeit kommt, wo man die Verurteilung
des „Schloters" beurteilen wird wie heute einen
Hexenprozess des 17. Jahrhunderts.

Der Materialismus unserer Tage, namentlich in der
Medizin, sträubt sich gegen dies magnetische Hellsehen,
weil dieses ihm ans Leben geht, und nennt es Schwindel.
Geistliche Herren auf der anderen Seite nennen es Aberglauben
. Mit Schwindel und Aberglauben wird man jedoch
die Thatsache des Hellsehen s ebenso wenig aus der Welt
schafien, als wenn man heute noch behaupten wollte, es sei
Humbug und Aberglauben, dass die Erde sich um die
Sonne bewege. Einer der grössten Denker des 19. Jahrhunderts
, ein Mann, frei von Schwindel und Aberglauben,
Schopenhauer, sagt mit Recht: „Wer heutzutage die Thatsache
des Magnetismus und Hellsehens leugnet, ist nicht
ungläubig, sondern unwissend zu nennen."

Der gleiche Philosoph sagt noch weiter: „Animalischer
Magnetismus, Sympathiekuren, Magie, Wahrträume, Visionen
geben sichere, unabweisbare Anzeige von einer Verbindung
der Wesen, die auf einer andern Ordnung der Dinge beruht
, als die Natur ist." — „Im Hellsehen44, schreibt er
ein andermal, wgiebt der menschliche Wille (Seele) seine
Allwissenheit kund." — Und weiter: „Der Magnetismus
giebt eine faktische und vollkommen sichere Widerlegung
des Materialismus und ist nur metaphysisch zu begreifen."
Das Hellsehen, welches nur Unwissenheit oder böser Wille,
der nicht erkennen will, bestreiten kann, ist um so weniger
etwas Materielles, als selbst unser gewöhnliches Sehen
materiell gar nicht zu erklären und selbst ein geistiger Vorgang
ist. Deshalb nimmt Schopenhauer das Volk in Schutz
mit seinen Sympathiekuren. Er schreibt: „Das Volk hat
nie aufgehört an Magie zu glauben. Ein Zweig derselben


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