http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0171
Reich: Blicke in das Reich des Uebersinnliehen.
161
Das grösste Hemmniss der Erforschung des geheimnissvollen
Gebiets ist vorgefasste Meinung und exaltirter Unglaube
um jeden Preis. Jeder Natur-, Geschiehts- und sonstige
Forscher glaubt; auf magischem Gebiete jedoch soll nun
unter keiner Bedingung geglaubt, es soll hier alles von
vornherein als Betrug oder grobe Täuschung angenommen
werden; man soll Geister unbedingt ausschliessen und die
gewundensten, gesuchtesten Erklärungen ausposaunen und
was dergleichen non-sens mehr ist. Es haben Philosophen
und Gecken über den Gegenstand unserer Andacht sich
ausgelassen und ihren Lesern schwer belastete Tafeln von
Phantasterei, Aberwitz, Unkunde, Vorurtheil wie Unverschämtheit
dargeboten, nichts erklärt, das Haupt Schwacher
verwirrt und Einsichtsvolle albern belästigt.
Wer auf solche Art vorgeht, die beste der Hypothesen
verwirft, die schlechteste nimmt, um mittelst derselben
Erklärung zu versuchen, geräth immer mehr und mehr vom
rechten Wege ab und in den Sumpf des Unmöglichen hinein.
Das dumme Vorurtheil, dass Annahme von Geistern und
wissenschaftliche Aufklärung mit einander nicht verträglich,
veranlasst furchtsame, um ihre soziale Stellung und Nahrung
besorgte, ferner frivole und dem Materialismus verfallene
Leute das Gebiet des Magischen dicht mit Sand zu bedecken
und nur solche Fictionen zuzulassen, welche bei dem
materialistischen Aufkläricht Anstoss nicht erregen, also die
nichts sagenden, plattesten, krummsten.
Der von Betrug freie, mit wissenschaftlicher Forschung
in Einklang gebrachte Spiritismus ergiebt Resultate von
grösster Bedeutung und führt unmittelbar zur Theorie der
Geister, also der Seelen mit ätherischem, beziehungsweise
dynamischem Leibe, welche ehedem und bis zum physiologischen
Tode stofflichen Leib bildeten und auf irgend
einem Planeten oder Nebenplaneten umherkrabbelten.
§ 14. Im Spiritismus setzen sich Biologie und Psychologie
fort. Die Seele der Geister unterscheidet sich durch
kein wesentliches Merkmal von der Seele der Wesen mit
stofflichem Organismus; nur hat ihr bildendes Wollen unter
geeigneten Verhältnissen das Vermögen, den ätherischen,
beziehungsweise dynamischen Leib so zu verdichten, dass
derselbe dem ehemaligen stofflichen Organismus gleicht und
ebenso functionirt, und wieder zu entdichten.
Das Material zu solcher Verdichtung wird geliefert
theils durch Medien, theils durch die Atmosphäre und
anderweitige Momente, deren Bekanntschaft man noch nicht
gemacht. Diese Thatsache steht fest; allein, man weiss noch
nicht, was Medium eigentlich ist, obgleich darüber bereits
Psychische Studhn. M&rz 1902. 11 ;
■
i
i
i
l
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0171