Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 165
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Kossnth: Physische und psyohisohe Studien ete. 165

Wie das Wollen, als unbewusste Aktivität, als Vorstellung
hervorbringende Kraft ursprünglicher ist, als das Wollen als
Veränderungsvermögen , als bewusste Aktivität, so ist auch
das Zeitliche ursprünglicher als das Eäumliche; denn eine
Zeitdauer mit blossen begrifflichen, formlosen, also unräumlichen
Vorstellungen ist nicht nur denkbar, sondern existirt
wirklich in den gedanklichen (nicht-sinnlichen), noch mehr
aber in den Vorstellungen des Gemüths, welche als verschiedene
Grade und verschiedene Dauer der Lust- und
Unlustempfindungen sich manifesteren. Dagegen ist ein Raum
ohne Zeit, ohne Dauer weder denkbar, noch vorstellbar.
Ohne Ausdehnung der Zeit kann keine Ausdehnung gedacht
werden, folglich ist das Räumliche ohne Ausnahme ein Nacheinander
und das gleichzeitige Nebeneinandersein
im Räume ist nur ein Schein, dadurch verursacht, dass
ein Theii der Zeitelemente, (deren Zahl nie konstant, d. h.
in jedem Subjekte verschieden gross ist, auch in einem und
demselben Subjekte sich stetig ändert,) nicht vorgestellt wird,
d. h. mehrere selbstständige und differirende
Kraftwirkungen in einem Resultate vereinigt
empfunden werden.*)

*

Die Vorstellung ist die Vergangenheit des
Willens. Die Vorstellung entsteht zwar mit dem Willen
zugleich, denn der Wille ist eben nichts anderes, als eine
Vorstellungen hervorbringende Kraft oder Thätigkeit; sie
wird aber erst dann eine bewusste Vorstellung, wenn das
Wollen seine Richtung oder Intensität ändert. D. h. eine
Empfindung (das Objektive) kann nur entstehen, wenn
der Wille theilweise negirt wird, was nur möglich ist, wenn
das Wollen in der Vorstellung aufgeht; geht aber das Wollen
auf, so ist kein Vorstellendes, also auch kein Vorgestelltes
da, so dass es entweder im Räume oder in der Zeit Orte
geben muss, in welchen weder Wollen noch Vorstellung
existirt, also ein neutrales Ding, welches eine reelle
Einheit des Wollens und der Vorstellung oder einen ideellen
Dualismus darstellt, (zwei ideelle Existenzen: das Räumliche
und Zeitliche in sich birgt).

Die „Welt als Vorstellung" wird somit nur durch eine
Negation im Räume oder in der Zeit, oder durch wenigstens
zwei räumlich oder zeitlich ungleiche Kraftindividuen

*) Siehe: „Zur Frage von dein Wesen des Raumes", von
Dr. JV. v. Seeland. („Philosophisches Jahrbuch* 1898, S. 423—424
und 430-31.)


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