Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 194
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0204
194 Psychische Studien« XXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1902.)

hang und das kausale Verhältniss dieser Geschehnisse.
Neues entwickelt sich in Folge vorhergegangener Ereignisse
; alle einzelnen, oft scheinbar zusammenhanglosen, ja
divergirenden Begebenheiten stehen dennoch in einem tief
inneren Konnexe und es ist die Aufgabe der pragmatischen
Geschichtsforschung, uns in der Form ihrer Darstellung das
Bild eines zusammenhängenden Ganzen zu vermitteln.

Schelling hat in seiner geistreich duaklen Weise nachdrücklich
darauf verwiesen, dass die Geschichte eine aufsteigende
Entwickelungslinie nach einem bestimmten Ziele
ist; er nennt sie eine „Odyssee des Geistes," ja an anderer
Stelle sagt er direkt: „Die Geschichte ist ein Epos im
Geiste Gottes gedichtet." Und in der That herrscht keine
mechanische Notwendigkeit im Verlaufe der Geschichte,
sondern Noth wandigkeit in der Freiheit. Aber
doch Notwendigkeit, d. h. die Geschichte wird nicht von
Einzelpersonen willkürlich gemacht, und wären sie noch
so mächtig, sondern von Ideen, die aus den Tiefen des Volks-
thums aufquellen, und von welchen ganze Perioden geleitet,
beherrscht werden und ihren Charakter erhalten. Je mehr die
Völker aus den Anfängen der Kultur heraustreten, desto mehr
kommen die Reformideen von innen heraus, und die Einzelnen
sind blos Träger dieser Ideen» Nur bedingt frei ist
der Mensch, — er ist zugleich auch an die ihn umgebenden
Verhältnisse gebunden, ein Kind seiner Zeit, seines Milieus.
Dieser Standpunkt, dass die religiös-litterarischen und wirtschaftlichen
und sittengeschichtlichen Zustände so recht
eigentlich das Fundament, der Unterbau sind, worauf sich
in buntem Wechsel alles Andere abspielt, dass alles blos
ein Durchgangsmoment zu Höherem ist, haben eine Reihe
von Geschichtsphilosophen, jeder natürlich in seiner besonderen
Weise, von Montesquieu und Gibbon über Herder,
Heeren, JET. T. Buckle bis zu Herbert Spencer, H. A. Taine
und Karl Marx vertreten. Der von Letzterem begründete
„ökonomische Materialismus" lehrt als materialistische Geschichtsauffassung111
): „die Produktionsweise des materiellen
Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen
Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein des
Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches
Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt." — So wie nun
die Geschichte des Einzelnen (Biographie) sich mit der des
Volkes (Nationalgeschichte) und der des Ganzen (Universal-

*) Marl Marx: „Zur Kritik der politischen Oekonomie* (edirt
von H. Kautzkij). Vorwort. Wir werden (in Theü F dieser Arbeit)
diese sogenannte materialistische Geschichtsauffassung einschränken
und auf ihr rechtes Mass zurückführen. —


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0204