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Kessler: Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst. 207
denen es konstant ist Aus denselben Gründen ist es weder
eine Eins noch ein Mehr, weder gross noch klein, überhaupt
keine Quantität, und ist deshalb die neue Weltanschauung
weder monistisch noch dualistisch; auch ist es weder weiblich
(materiell) noch männlich (spirituell) und deshalb für seine
Vollkommenheit nicht abhängig von einem Gegentheil. Das
Galom ist also die absolute Weltwesenheit.
Wer will diese grösste Induktion des neunzehnten
Jahrhunderts widerlegen ? (Fortsetzung folgt.)
Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst.
Ein Gedenkblatt zu ihrem hundertsten Geburtstag.
(23. September 1901.)
Von Adolf Kessler.
(Fortsetzung von Seite 155.)
„Bei meinem damals ohnedies vorherrschenden Gemüths-
leben hatte jene magnetische Manipulation, so kurz sie auch
war, ein magnetisches Leben in mir erweckt, das mir von
dort an jene voraussagenden Träume und Ahnungen gab und
in mir später selbst eine Vorliebe für die Erscheinungen
des Nachtlebens der Natur, für Magnetismus und Pneuma-
tologie schuf.
Bis ins höhere Alter blieb mir die Eigenheit, dass in
mir die der willkürlichen Bewegung sonst nicht unterworfenen
Muskeln des Magens ganz meinem Willen sich unterordneten,
dass ich ohne vorausgegangenes Wehsein, nach meinem
Willen, was in den Magen gekommen, wieder aus demselben,
wie aus einer Hand, werfen konnte. Auch die Bewegung
der Regenbogenhaut meiner Augen (der Iris) blieb meinem
Willen unterworfen. Ich konnte ohne Einfluss des Lichts,
bloss mit meinem Willen, das Sehloch meiner Augen erweitern
oder verengern." —
In Vergleichung mit dem, was Justinus Kerner über
seinen ersten magnetischen Traum erzählt, bietet es Interesse
, zu vernehmen, in welcher Art und Weise er das nämliche
Problem in seine Dichtung verwoben. In den „Reiseschatten
" (Zwölfte Schattenreihe. Dritte und vierte Vorstellung
) wird der Leser es finden.
In dem trauten Heim am Fusse der Weibertreu, das
uns dort Justinus Kerner im Traumgesichte schildert, verlebte
er an Seite seines lieben Rickele und dreier Kinder
(von denen seit langem nur noch der einzige Sohn Theobald
unter uns weilt) die Jahre seines besten Wirkens. Hier
wandte er sich nebst der Ausübung der ärztlichen Praxis
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