Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 209
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0219
Kessler: Justinus Kerner und die Seherin von Prevorst. 209

Dr. Theobald Kerner erzählt in seinen persönlichen
Erinnerungen über die beiden genannten Somnambulen
Christiane Käppiinger und Karoline Stähle Folgendes: ... Im
Jahre 1822 wurde mein Vater fast zu gleicher Zeit zu zwei
Mädchen als Arzt berufen, welche nach seiner ersten Diagnose
an ausgebildetem Hysterismus litten. Die Entstehungsursache
dieser Krankheit war bei beiden die gleiche. Die eine,
Christiane Käppiinger, hatte ihren Bruder, an dem sie mit
höchster Liebe hing, durch den Tod verloren, die andere,
Karoline Stähle, ihre Mutter. Die Trauer um diese Todten,
das beständige Sehnen nach denselben, der unbesiegbare
Drang, ihre Seele so viel als möglich von dem Leibe loszulösen
, um die Heimgegangenen in höheren Sphären zu
finden, sie dort in seligem Zustande wiederzusehen, steigerten
bei beiden Mädchen das Gefühlsleben aufs höchste, erregten
krankhaft ihre Phantasie, erzeugten in ihnen Schlafwandeln,
Schlafreden, Somnambulismus, kataleptische Zustände, Hellsehen
, indem die eine ihrem Bruder, die andere ihrer Mutter
nähe zu sein glaubte, sie in seligem Zustand, in verklärter
Gestalt oder als lichte Wölkchen, Sonnenstrahlen zu schauen
wähnte. Dem Hellsehen gingen meist die schrecklichsten
Krämpfe voran. In diese verfielen sie auch bei unerwarteten
Gemüthsbewegungen, Erschrecken, Nahen ihnen antipathischer
Personen, Berührung mancher Metalle. Aus diesem somnambulen
Zustande wurden sie erweckt durch Glas, das man
ihnen in die Hand gab oder auf die Herzgrube legte. Beide
Mädchen kannten sich nicht zuvor, lebten auch in verschiedenen
Verhältnissen. Die Käppiinger, neunzehn Jahre
alt, lebte bei ihren um ihre Erziehung und Gesundheit sehr
besorgten, braven Eltern und war in gesunden Stunden mit
regem Fleiss in der Landwirthschaft thätig; die Karoline
Stähle, siebzehn Jahre alt, diente als Haushälterin der
Familie des Stadtpfarrers. Obgleich ihr dort aufopfernde
Pflege und Geduld zu Theil wurde, sehnte sie sich doch
fortgesetzt nach Stuttgart zurück zum Grabe ihrer Mutter.
Da ihr Vater und sie selbst gegen das Magnetisiren waren,
so unterliess mein Vater bei ihr jede magnetische Behandlung
und besuchte sie nur täglich, um ihren Zustand zu
beobachten und Aufzeichnungen darüber zu machen, worin
ihn auch der Stadtpfarrer unterstützte. Da das Hellsehen,
das Schauen in die Ferne, immer wieder zu Tage trat, so
dass sie im schlafwachen Zustand genau angeben konnte,
was in kleiner oder in stundenweiter Entfernung manche
Menschen thaten, mit fest verbundenen Augen oder in der
Nacht Geschriebenes und Gedrucktes auf der Herzgrube zu
lesen vermochte und sich dieses magnetische Sehen auch in

Psychische Studien. April 1902. 14


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0219