Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 214
(PDF, 221 MB)
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214 Psychische Stadien. XXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1902.)

sind.*) „So wohlthätig die Einfachheit und Klarheit, die
Nüchternheit der biedern Grosseltern auf das leicht erregbare
Kind wirken mussten, so sehr es auch nie durch ihre
Schuld zu früh mit geistigen und übersinnlichen Dingen vertraut
werden konnte, so geschah dies dennoch zu ihrem
grossen Bedauern; denn es lag ein solches nun einmal in
der Natur dieses Geschöpfes, konnte so wenig zurückgehalten
werden als sein leibliches Wachsthum und entwickelte sich
immer mehr. Bald bemerkte der alte Schmidgall, dass das
Mädchen, ging es mit ihm auf einsamen Spaziergängen, und
hüpfte es auch vorher noch so vergnügt an seiner Seite, an
gewissen Stellen auf einmal ein Wehesein und Frieren
erhalten konnte, was ihm lange unerklärlich blieb. Erklärlicher
wurde es ihm, als das Mädchen die gleichen
Empfindungen in Kirchen, wo Gräber waren, oder auf Gottesäckern
erhielt und in solchen Kirchen nie auf dem Erd-
geschoss stehen, sondern auf die Emporkirche gehen musste.
Aber noch bedenklicher wurde dies dem Grossvater, als zu
diesem Gefühl für Leichen / Metalle u. s. w. sich bei dem
Mädchen auch an gewissen Stellen das Gefühl für Geister
gesellte."

Von ihrem siebzehnten bis neunzehnten Jahre lebte
Friederike wieder bei ihren Eltern in Oberstenfeld, wohin
ihr Vater als Revierförster befördert worden war. Von
blühendem Aussehen und in Gesellschaft fröhlich und harmlos
lebenslustig, erschien sie körperlich und geistig gesund
und verlobte sich, ihrer Neigung entsprechend, mit einem
Vetter, Kaufmann Hauffe in Kürnbach. Von dem Tage
ihrer Verlobung an zeigte sie sich gleichgültig gegen alles,
was in der Welt vorging, und es beginnt die Zeit, noch
nicht ihrer Krankheit, aber doch ihres eigentlichsten inneren
Lebens. „Ihr Eheherr war ein braver, verständiger Mann,
und die Ehe, welche mit zwei Kindern gesegnet war, hätte
eine glückliche sein können, wäre nicht der kranke physische
und psychische Zustand, in den die Frau bald nach der
Verheirathung verfiel, mit wenigen Zwischenräumen ein
immer mehr trauriger, hoffnungsloser geworden, gleich quäl-
voll für sie wie für die Ihrigen, welche dem geheimnissvollen
Leiden und den erschreckenden Nervenzufällen rathlos gegenüberstanden
und vergebens sich nach Hilfe umsahen. Darum
auch die vielen, oft entgegengesetzten Kuren, unter denen
die Kranke immer elender, körperloser, vergeistigter wurde."

*) In dem Werke ^Justinus Kerner, Briefwechsel mit seinen
Freunden" ist nur ein einziger Brief von Friedrich Schmidgall enthalten
, datirt vom 16. April 1824, worin derselbe von dem Besuche
einer Somnambule in Wüstenroth erzählt.


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