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Reich: Blicke in das Eeich des Uebersinnlichen. 215
Da wandte man sich in der Noth an Justinus Ferner zu
Weinsberg. Er erzählt darüber: „Man sah sich veranlasst,
sie wegen Entfernung der Aerzte zu einem ihrer Oheime
nach Löwenstein zu holen. Hier blieb sie drei Tage lang
erträglich, aber dann stellten sich Blutflüsse ein. Sie schlief
alle Abende magnetisch und machte sich Verordnungen,
auf die man kein Vertrauen mehr hatte, und die man nicht
mehr befolgte. Nun zog man auch mich zu Rathe. Nie
hatte ich vorher diese Frau selbst gesehen, aber viel Falsches
und Entstelltes über sie durch das Gerede der Leute erfahren
. Ich muss bekennen, dass ich dazumal noch die
Ansichten der Welt und ihrer Lügen über sie theilte, dass
ich abrieth, auf ihren nun schon so lange angedauerten
schlafwachen Zustand und ihre Verordnungen in ihm noch
einige Rücksicht zu nehmen, ihr bei Krämpfen die Hände
aufzulegen, Menschen mit stärkern Nerven in ihrer Nähe
zu lassen, kurz, dass ich den Rath gab, mit allem dahin
zu wirken, sie aus ihrem magnetischen Zustande hinauszuführen
und sie mit Vorsicht, aber rein nur mit den gewöhnlichen
ärztlichen Mitteln, zu behandeln." —
(Scüluss folgt) *
IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Blicke in das Reich des Uebersinnlichen.
Von Dr. med. Ednard Reich zu Scheveningen in Holland.
(Schluss von Seite 162.)
§ 15. Weil alle geschaffenen und erzeugten Seelen
plastisches Wollen haben, bilden sie unter allen Umständen
ihren Organismus; zuerst einen stofflichen, sodann einen
ätherischen, schliesslich einen dynamischen. Keine Seele
kann ohne Organismus bestehen; denn keine Seele ist absolut.
Nur Gott ist absolut, darum absolute Seele ohne Leib, purer
Geist, von Wesen in den Kosmen der Beziehungen nicht
fassbar, sondern nur aus seinem Wirken erschliessbar. Da
nun Gott die magische und die physische Weltsubstanz zu
ewiger Wechselwirkung bestimmte, jene für Wesen im ersten
Stadium kosmischer Existenz nicht fassbar ist, sondern nur
aus den durch sie verursachten Bewegungen der physischen
Substanz und aus ihren eigenen Handlungen erschlossen
werden kann, darum kann die Seele als solche nicht un-
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