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230 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1902.)
Todten, wie für deren Identität mit bestimmten Persönlichkeiten
. Für mich würden diese Phänomene vielleicht nicht
von so absoluter Beweiskraft sein, weil ich die Sache sehr
eingehend studirt habe und daher auch etwas von den unendlichen
Möglichkeiten von Irrthümern und Täuschungen
kenne, die mit diesen Untersuchungen verknüpft, sind —
Möglichkeiten, auf die sicher niemand käme, der diese
Sache zum ersten Mal in die Hand nimmt und sie zu
erforschen sucht.
Aber jedenfalls bleiben eine Menge Zeugnisse übrig, die
nicht widerlegt werden können, und die unzweifelhaft jedem
diese Rückkehr als wirkliche Thatsache beweisen, der die
Mühe auf sich nehmen will und die Ausdauer besitzt, die
Prüfung bis zu Ende durchzuführen. Auch hierüber giebt
es eine umfangreiche Litteratur und es scheint mir unmöglich,
für jeden verständigen und ehrlichen Menschen, zu der
Schlussfolgerung zu gelangen, dass alle die Verfasser solcher
Bücher sich zu einem Betrüge zusammengethan hätten, oder
dass sie alle nur Halluzinationen unterworfen gewesen seien.
Wenn derartige Halluzinationen in solchem Massstabe möglich
wären, dann könnten wir uns auf nichts mehr verlassen. Sie
stehen vielleicht nur unter einer Halluzination, wenn Sie
sich einbilden, ich stände hier und spräche zu Ihnen, und
ich selbst habe vielleicht eine Halluzination, wenn ich meine,
Sie vor mir zu sehen und zu Ihnen zu reden. Es mag
ja so s^in, aber dann haben wir doch jedenfalls diesen
Halluzinationen gemäss zu handeln und sie für wahr und
wirklich zu nehmen. — Ich denke, Sie werden also erkennen,
dass wenigstens vernünftige Gründe dafür vorhanden sind,
dass es ein Leben nach dem Tode giebt. Durch den
Spiritismus werden Sie auch eine Menge Berichte über die
Zustände jenseits des Grabes erhalten. Sie werden auf
einige Widersprüche in diesen Auskünften stossen, doch im
Allgemeinen werden Sie bemerken, dass in diesem Lande,
wie in Europa, sie in den wesentlichsten Punkten übereinstimmen
. Als Beispiel der Verschiedenheit giebt es eine
grosse spiritistische Schule, die dafür hält, dass die Lehre
der Wiederverkörperung, von der ich gesprochen habe, wahr
ist, während die Mehrzahl der Spiritisten sie verwirft.
Immerhin giebt es eine weit — und allgemein — gehaltene
Lehre über den Zustand nach dem Tode, welcher alle
Schulen mehr oder weniger beipflichten. Gehen wir weiter
nach dem Osten, dann stossen wir auf ganz andere Auskünfte
der „Spirits" über ihre Umgebung. Ich erinnere mich
sehr gut, wie fremdartig mir dies erschien, nachdem ich
bei vielen Sitzungen in Europa [gesehen hatte, wie alle
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