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238 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 4. Heft (April 1902.)
die allen unsichtbar sind, und wie könnten sieh dieselben in
Beziehung setzen zu der sie umgebenden materiellen Welt?
So bleibt uns nichts übrig, als diesen Wesen den Raum
zwischen Erde und Mondbahn, und auch noch darüber
hinaus, als Aufenthalt anzuweisen. In diesem Falle muss
aber ihr Körper diesem Milieu sich anpassend organisirt
sein, indem dies ebenso nothwendig ist, wie z. B. beim Fisch,
der auch wegen des ihm im Wasser zugewiesenen Aufenthaltes
ganz anders organisirt ist als etwa der Löwe. Da
in diesem Räume unsere Atmosphäre nicht sehr hoch hinaufreicht
, zunehmend mit der Höhe immer mehr verdünnt ist,
den weitaus grösseren Theil der Aetber ausfüllt, und also
der Körper dieser Wesen ohne Zweifel aus diesem ihrem
Milieu entnommen, bezw. zusammengesetzt wird, gerade so
wie es mit dem Körper der Erdbewohner geschieht, so
können wir uns eine Vorstellung machen von den luftigen
Gebilden, die diesen Raum beleben, deren Hülle eben deswegen
unseren Bedingungen entspricht, nämlich, dass die
uns sichtbaren Prismastrahlen ihre gasförmige Hülle ganz
einfach durchdringen, und von der Oberfläche derselben
nicht reflektirt werden, weshalb diese Aetherwesen uns ganz
unsichtbar bleiben und dem Astronomen bei Betrachtung
der Sternenwelt nicht das mindeste Hinderniss entgegensetzen
.
Man könnte vielleicht sagen s das seien eitel Phantastereien
. Mit nichten! Ist es physikalisch festgestellt,
dass es Körper geben kann, die uns immer unsichtbar verbleiben
, so kann es auch Wesen geben, die einen solchen
Körper besitzen; dafür spricht, wie schon bemerkt, die
grösste Wahrscheinlichkeit, denn es ist keineswegs ausgemachte
Sache, dass es nur leblose Körper solcher Art
geben könnte. Aber noch aus einem anderen Grunde kommen
wir zu demselben Schlüsse. Betrachten wir, wenn auch nur
flüchtig, das Leben auf der Erde selbst. Wir sehen da
eine Reichhaltigkeit, eine grossartige Verschiedenheit und
Mannigfaltigkeit in den Formen, wir sehen das Leben auftreten
auch unter Verhältnissen und Umständen, unter
welchen man ganz sicher behaupten möchte, jedes Leben
wäre da unmöglich.
Aus den tiefsten Tiefen des Weltmeeres werden Thiere
heraufgeholt, sonderbar gestaltet, die kaum an die Überfläche
angelangt, schon verenden; und diese zartgebauten Thierchen
leben in der grausigen Tiefe unter einem ungeheueren
Wasserdruck. Es ist unglaublich annehmen zu müssen, dass
unter einem solchen enormen Wasserdruck, der den Luftdruck
, unter dem wir leben, bedeutend übertrifft, lebende
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