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Das „Blumenmedium" A. Eothe verhaftet.
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ja auch unbewussten Betruges gelten könnte, wenigstens für
einen Kenner der psychischen Gesetze des Okkultismus.
Die angeblich unter dem Rocke gefundenen Blumen (wie
waren sie befestigt?) beweisen an und für sich keinen Betrug
, da der Rock als Dunkelkabinet (wie auch bei Ensapia
Paladine) hätte gebraucht werden können! Noch weniger
beweist der einmalige Betrug, dass jedesmal betrogen
wurde. Ich sehe nur ein neues Opfer." Ebenso trat schon
vor der Entlarvung durch die Kriminalpolizei Herr Robert
Hielte in seinen (jetzt zwanglos erscheinenden) „Mittheilungen
des „Wiss, Vereines für Okk." in Wien (III. Jahrg. Heft 1,
Febr.) in einem Bericht über eine Sitzung in Berlin, der
er mit seiner Frau am 1. Nov. v. J. beiwohnte, energisch
für die Echtheit der von ihm beobachteten Phänomene
ein, weil die Art und Weise des Ergreifens der
Gegenstände typisch von dem taschenspieleri-
schsn Ergreifen solcher abweiche. Taschenspieler
können nur kleinere Gegenstände, wie Münzen und Spielkarten
mit ausgestreckten Armen in den Händen
erscheinen lassen; zu grösseren Gegenständen und namentlich
zu frischen Blumen in solcher Menge würden sie — nach
seiner Meinung - unbedingt einer Deckung in Form eines
Tuches oder eines präparirten Hintergrundes bedürfen, abgesehen
davon, dass sich kein Taschenspieler körperlich
untersuchen lasse, oder doch nur im Gegensatz zu Frau Rothe,
insoweit als er es gestatte. — Die Unhaltbarkeit letzterer
Gegenüberstellung jedoch zeigt klar ein weiterer lichtvoller
Artikel von Dr. E. Bohn in Nr. 57 der „Allgem. Ztg. für
Chemie u. d. E." vom 11. März über „die Entlarvung des
Blumenmediums Anna Rothe in Chemnitz", worin u. a. das
vom k. sächsischen Notar Dr. Arthur Seyfert sehr exakt ab-
gefasste Protokoll über eine aus Anlass der Herausforderung
des Taschenspielers Stuart Lancourt (der dort im Mai der
Rothe vergeblich 1000 M. Belohnung zugesichert hatte, wenn
sie in seiner Gegenwart eine Sitzung gäbe) von Herrn Kaufmann
Süs und sonstigen früheren Anhängern des Mediums
am 28. Juni veranstaltete Sitzung abgedruckt ist, das mit
Hecht als ein historisch werthvolles Dokument bezeichnet
wird, insofern zum ersten Mal in den 48 Jahren der deutschen
spiritistischen Bewegung die Entlarvung eines Mediums
notariell festgelegt wurde. Nachdem damals mit Max
Jenisch vereinbart worden war, dass das Medium sich durch
eine Damenkommission bis aufs Hemd untersuchen, dann in
fremde Kleider stecken und zuletzt in einen Sack einnähen
lassen sollte, hatte Frau Rothe, die mit dem direkt gegenüber
der nach dem anderen Zimmer führenden Thür an der Wand
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