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258 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1902.)
materiellen möglich ist. Der seelische Arm machte sogar
noch die erste Ortsveränderung des materiellen Armes
mit, welcher, wie erzählt, quer über die Brust gelegt
wurde. Diese Folgeleistung des seelischen Armes war
dadurch möglich, dass einerseits kein entgegengesetzter
Willensakt vorlag, andererseits aber die Bewegung in
mechanischer Beziehung eine derartige war, dass ausser dem
Arm auch noch die Schulter in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Die Schulter befand sich aber in normal belebtem
Zustande und deren seelische Atome machten deshalb in
völlig normaler Weise die Bewegung mit; sie veranlassten
aber auch den mit ihnen in organischem Zusammenhang
stehenden seelischen Arm dazu, eine ganz entsprechende Bewegung
auszuführen, die naturgemäss mit der dem leiblichen
todten Arm ertheilten vollständig übereinstimmen musste.
Anders lag der Fall bei der später vorgenommenen
Bewegung. Als da der Arm durch die Linke hochgehoben
wurde, betraf die Bewegung lediglich den todten Theil des
Armes, und erstreckte sich nicht wie vorhin, auch auf die
noch lebende Schulter. Es konnte somit kein Theil des mit
dem Leibe noch fest vereinigten seelischen Körpers auf den
seelischen Arm bewegend oder zur Bewegung veranlassend,
einwirken, somit unterblieb auch jede Bewegung. Der seelische
Arm blieb demnach in der innegehabten Stellung quer über
der Brust, während der materielle aus dieser Lage herausgeholt
wurde. Nun war der Akt des Sterbens für den
rechten Arm vollständig vollzogen, — seine „Seele" hatte
ihn verlassen. Unter diesen Umständen darf es uns nicht
Wunder nehmen, dass zunächst weder der seelische noch
der materielle Arm, bezw. dessen Hand, eine Empfindung
des durch die umspannenden Finger der Linken hervorgerufenen
Druckes hatte. Denn die materielle Hand war
gestorben, ihre „Seele" hatte sie verlassen, und diese konnte,
obwohl unsterblich, aus dem Grunde nichts fühlen, weil sie
überhaupt nicht belästigt, nicht in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Als aber der Blutumlauf anfing, sich zu regen, da
begann sofort eine Rückkehr des seelischen Armes in seine
materielle Hülle; das einströmende Blut machte die körperlichen
Atome des Armes wieder aufnahmefähig für die
seelischen, und zwar geschah dies nach und nach, ganz der
Blutbahn folgend.
Wo immer frisches Blut hingeführt wurde, da wurden
auch die körperlichen Atome wieder zugerichtet zur erneuten
Vereinigung mit den Atomen des seelischen Armes. Und
die Atome dieses noch ausserhalb des Leibes befindlichen
seelischen Armes traten successive in einen Rapport mit
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