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260 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 4. Heft. (April 1902.)
zur Mitwirkung durch Bezeichnung geeigneter Versuchspersonen
einzuladen. Das zum Bulletin des Instituts Nr. 7
ausgegebene Supplement lautet in wortgetreuer Uebersetzung:
wDer Organisationsrath des „Institut Psychologique International
** hat in seiner Sitzung vom 3. Dezember v. J. die
Bildung verschiedener „Gruppen", oder Studiensektionen"
beschlossen, darunter die einer „groupe d'etude de phenomönes
psychiques." Diese Gruppe, "deren Zustandekommen von
Anfang an eines der Hauptziele des psychologischen Instituts
war, hat sich jetzt mit folgenden^Mitgliedern konstituirt:
(VArsonval, Mitglied der Akademie der "Wissenschaften,
Professor am „College de France"; Bergson> Mitgl. der Akad.
d. Wiss. („Sciences morales et politiques"), Prof. am Coli,
d. Fr.; Branly, Prof. der Physik am „Institut Catholique";
Brissaud, Prof. an der „Faculte de Medecine"; Duelaux,
Mitgl. der Ak. d. Wiss, und der „Academie de Medecine",
Direktor des „Institut Pasteur"; Marey, Mitgl. der Ak. d.
Wiss. und der Ak. d. M., Prof. am. Coli, de Fr.; Weiss,
Agregö der Fac. d. MM. Der Vorsitz wurde Herrn ßuciaux
übertragen. — Die Gruppe hat sich die nähere Erforschung
der auf dem Grenzgebiet der Psychologie, der Biologie und
der Physik gelegenen Erscheinungen vorgenommen, wo man
Kundgebungen bis jetzt noch nicht näher bestimmter Kräfte
zu konstatiren geglaubt hat. Zwischen der Leichtgläubigkeit
der einen und der Gleichmütigkeit der anderen, zwischen der
apriorischen Hinneigung des Geistes zu Staunen erweckenden
Hypothesen und der systematischen Weigerung, die Möglichkeit
von Thatsachen zuzulassen, die nicht in die schon
festgestellten Rahmen oder unter die schon bekannten
Gesetze fallen, ist Raum für eine streng wissenschaftliche
Forschung, ohne Voreingenommenheit sei es zu bejahen oder
zu verneinen, ohne andere Stellungnahme als die an die
Erfahrung gestellte Frage: „Welches ist der Antheil
der objektiven Realität und welches der der subjektiven
Erklärung an den unter den Namen mentaler Suggestion,
Telepathie, Mediumität, Levitation u. s. w. beschriebenen
Thatsachen?" — Das Ziel kann nur durch Anwendung der
Methoden genauer Beobachtung und streng exakten Ex-
perimentirens erreicht werden, wie es in den Laboratorien
üblich ist. Solange das psychologische Institut nicht einen
speziellen Raum für die Erforschung derartiger Phänomene
zur Verfügung hat, wird die Sektion im Bedürfnissfail die
besonderen Laboratorien benützen, in welchen ihre Mitglieder
sonst arbeiten. Die Gruppe appellirt hiermit an alle Diejenigen
, die etwa glauben, ihr Personen bezeichnen zu können,
die fähig sind, Phänomene, wie die oben aufgezählten, hervor-
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