Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 293
(PDF, 221 MB)
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Seffing: IJoch einmal Goethe und der Okkultismus. 293

greiflicherweise verschieden gesprochen und in missmuthiger
Stimmung sich sogar zu ungerechten und verletzenden Ur-
theilen (z. B. über das Christenthum) hat hinreissen lassen,
so mag er sich bei der Niederschrift des eben Erwähnten
in einer rationalistischen Verfassung befunden haben. Dass
er hinterher nachdrücklich genug und wiederholt sich zum
Glauben an die Möglichkeit der Magie bekannt hat, habe
ich bereits gezeigt; ich erinnere namentlich an die im
zwanzigsten Buche von „Wahrheit und Dichtung" gebrachten
Erörterungen über dämonische Menschen, von welchen es
u. a. heisst: „Eine ungeheuere Kraft geht von ihnen aus,
und sie üben eine unglaubliche Gewalt über die Geschöpfe,
ja sogar über die Elemente, und wer kann sagen, wie weit
sich eine solche Wirkung erstrecken wird?" Jedenfalls war
Goethe zur Zeit jenes Strassburger Erlebnisses von der magischen
Wirkung fest überzeugt, wodurch er allein schon sich
himmelweit von allen „Aufgeklärten" unterscheidet, welche
sich eine solche „Thorheit" nie zu Schulden kommen Hessen
und wenn sie noch kurze Höschen trügen. —

Was die Sensitivität des grossen Mannes betrifft, so
sei zur Ergänzung des früher Gesagten eine Stelle aus
Wilhelm Bode's zuverlässigem Buche „Goethe's Lebenskunst"
angeführt: „Dr. Vogel, sein letzter Arzt, hat uns berichtet,
dass er gegen Medizin ungewöhnlich empfänglich und empfindlich
war, so dass ihm schwächere Dosen verschrieben werden
muasten, als sonst üblich waren. Namentlich aber richtete
sich sein Befinden gleichsam nach dem Barometer; bei hohem
Barometerstande fühlte er sich am wohlsten; stand es niedrig,
so war es ihm sehr schwer, anders als missmuthig und un-
thätig zu sein. Körperliche Schmerzen griffen ihn sehr an,
er fürchtete sie, während er den Tod gar nicht fürchtete.*'

Hinsichtlich der mystischen Zustände Goethe's, welche
mit seiner grossen Sensitivität zweifellos im Zusammenhange
stehen, ist der folgende Absatz aus den „Briefen aus der
Schweiz" nachzutragen: „Mit welchen sonderbaren Eigenheiten
sind wir doch geboren! welches unbestimmte Streben
wirkt in uns! wie seltsam wirken Einbildungskraft und
körperliche Stimmungen gegen einander! Sonderbarkeiten
meiner frühen Jugend kommen wieder hervor. Wenn ich
einen langen Weg vor mich hingehe und der Arm an meiner
Seite schlenkert, greif ich manchmal zu, als wenn ich einen
Wurfspiess fassen wollte, ich schleudre ihn, ich weiss nicht
auf wen, ich weiss nicht auf was; dann kommt ein Pfeil
gegen mich angeflogen und durchbohrt mir das Herz; ich
schlage mit der Hand auf die Brust und fühle eine unaussprechliche
Süssigkeit, und kurz darauf bin ich wieder in


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