Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 297
(PDF, 221 MB)
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Seiling: Noch einmal Goethe und der Okkultismus.

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Ihum erhoben war und die Huldigung des neuen Grossherzogs
bevorstand, war Goethe bettlägerig. Es schien
unmöglich, dass er an jenem Palmsonntag 3816 an seinem
Platze sein könne, aber Napoleon9» Ausspruch kam ihm ins
Gedächtniss: „L'empereur ne connait autre maladie que la
mort," und er Hess am Hof sagen: wenn er nicht todt
wäre, könne man aut ihn rechnen. Die Natur schien sich
diesen tyrannischen Spruch zu Gemüthe zu ziehen; er stand
'•ur rechten Zeit an seinem Platze, rechts zunächst am
throne, er konnte auch noch bei Tafel allen Schuldigkeiten
genug thun; dann zog er sich zurück, legte sich
,/ieder ins Bett und wartete auf einen neuen kategorischen
Imperativ, der krank zu sein nicht gestattete/* Ja, Goethe
befindet sich in einer gewissen Uebereinstimmung mit der
letzt soviel genannten Mrs. Eddy, wenn er einem bedeutenden
»eiste die Kraft zuschreibt, den Körper zu einer zweiten
lugerd zu zwingen. Er sprach nämlich einmal mit Ecker-
*§ann (März 1828) über einige bekannte alte Herren, denen
m honen Alter die nöthige Energie und jugendliche Beweg-
ichkeit im Betriebe der bedeutendsten und mannigfaltigsten
Geschäfte nicht zu fehlen schienen. „Solche Männer," sagte
loethe, dessen Worte ich zum Theil schon früher als Beleg
Vit seinen Glauben an die Präexistenz angeführt habe, —
?solche Männer sind geniale Naturen, mit denen es eine
ugene Bewandtniss hat; sie erleben eine wiederholte Pubertät,
vährend andere Leute nur einmal jung sind. Jede En«
elechie nämlich ist ein Stück Ewigkeit, und die paar Jahre,
üe sie mit dem irdischen Körper verbunden ist, machen
:e nicht alt. Ist diese Entelechie geringerer Art, so wird
ie während ihrer körperlichen Verdüsterung wenig Herr-
chaft ausüben, vielmehr wird der Körper vorherrschen,
ind wie er altert, wird sie ihn nicht halten und hindern,
'st aber die Entelechie mächtiger Art, wie es bei allen
,enialen Naturen der Fall ist, so wird sie bei ihrer be-
cbenden Durchdringung des Körpers nicht allein auf dessen
)rganisation kräftigend und veredelnd einwirken, sondern
ie wird auch bei ihrer geistigen Uebermacht ihr Vorrecht
Iner ewigen Jugend fortwährend geltend zu machen suchen.
)aher kommt es denn, dass wir bei vorzüglich begabten
Renschen auch während ihres Alters immer noch frische
Epochen besonderer Produktivität wahrnehmen; es scheint
»ei ihnen immer einmal wieder eine temporäre Verjüngung
inzutreten." —

Dass die Möglichkeit des Vorausschauens, das
Goethe bei seinem Grossvater öfter erlebt hatte, ihm auch
päter ein ganz geläufiger Gedanke war, dafür dürfte eine

Psyohisohe Studien. Mai 1902. 20


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