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300 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1902.)
Das wird hierzulande häufig genug vorkommen, denn
wenn alles das, was ich hier sehe und höre, mich nicht sehr
täuscht, müssen hier in Amerika eine weit grössere Anzahl
psychisch Veranlagter existiren, als in Europa. In jedem
Zuhörerkreise, so gross wie dieser, muss es wohl viele geben,
die aus sich selbst wissen, dass andere Sphären oder Ebenen
existiren und es über diesem physischen Leben noch etwas
Höheres giebt. Es müssen eine grosse Anzahl von Zeugen dafür
hier anwesend sein. Viele unter uns machen auch gelegentlich
hiervon Gebrauch. Aber die Fähigkeit kann geschult werden
und man kann sie dann stärker und eingreifender ausnutzen.
Ein Mensch, der sie so anwendet, gelangt, wie ich erwähnte,
in den Besitz einer grossen Menge von Kenntnissen in Betreff
dieser anderen Welten. Beim Tode verlässt der Mensch
einfach seinen physischen Körper und lebt in dem anderen
Körper weiter, den Paulus den geistigen Leib nennt. Wir
theilen diesen in zwei Theile und nennen den niedrigen den
Astralkörper und den höheren den Mentalkörper. Das Wort
Astralkörper ist ein Ausdruck, der von den Alchemisten
des Mittelalters in Europa herstammt; wir haben ihn in Ermangelung
einer anderen, besseren Bezeichnung angenommen
und verstehen darunter das Vehikel, das dem physischen
Körper am nächsten steht. Der höhere wird der Mentalkörper
genannt, weil zunächst in diesem sich dem hellsehenden
Auge der Gedanke als Schwingung in der Materie dieses
Vehikels zeigt. Wir finden, dass der Mensch nach dem Tode,
wenn er seinen physischen Körper abgestreift hat, in seinem
Astralkörper zu leben anfängt; derselbe Mensch, halten
Sie fest, genau derselbe, wie vorher, mit allen seinen Gefühlen
u. s. w. Dieser Astralkörper ist, wie wir gefunden
haben, das Werkzeug, das Vehikel für die Leidenschaften,
die Gemüthsbewegungen, die Gefühle des Menschen. Jeder
Hellsehende, der die Aura sieht, die einen Menschen umgiebt,
kann Ihnen von diesem Astralkörper berichten. Die Aura
birgt noch andere Dinge; aber die Hauptsache, die er sieht,
ist der Astralkörper. Die Empfindungen des Menschen stellen
sich in dieser Aura dar; bei einem Anfall von Leidenschaft
z. B. tritt eine grosse Veränderung in der Schwingung des
Astralkörpers ein, eine Veränderung, die sich hauptsächlich
in dem Wechsel der Farbe zeigt; da die Farbe nun von
der Schwingungsrate abhängt, so giebt der Farbton, den
man erblickt, die Gemüthsbewegungen an, die den Menschen
und seine ihn umgebende Aura durchzittern. —
Nun lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie die römischkatholische
Idee des Fegefeuers zur Geltung kommt. Gesetzt,
es handelt sich um einen Menschen voll starker, grober
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