Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 308
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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308 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1902.)

zwingenden Logik des Naturforschers bemerkt Krafft-Ebing
dazu: „Blumen können nur aus der Erde, nicht aus der Luft
wachsen. Die Rothe war eine berufsmässige Betrügerin, und
was sie machte, waren ganz gewöhnliche Taschenspielertricks."
Das Gesundbeten und das Berliner Blumenmedium hält
Krafft-Ebing übrigens ernster Betrachtung und Erörterung
für unwerth, —

Wir kommen auf den Spiritismus. Von ihm sagt
unser Gewährsmann, dass er dem allgemein menschlichen
Wunsche entspringe, einige Vermuthungen über das dunkle
Jenseits zu gewinnen. Die das Fortleben nach dem Tode
erwünschen und sehnen, sind besonders empfänglich für die
Lehren des Spiritismus. Es sind also ursprünglich ethische
und moralische Interessen, die die Spiritisten zusammenführen
. In ihren Konventikeln erfolgt der psychologische
Vorgang der gegenseitigen Suggestion. Die Erregungen
steigern sich zu Affekten, dann kommt die Inspiration
, dann Glauben; besonders suggestible und leicht
zu täuschende Leute meinen selbst, dass aus ihnen die
Person spreche, mit der sie sich in geistigen Rapport gesetzt
haben. (Leere Vermuthungen! — Red.) Wissenschaftliche
Beweise für das Fortexistiren in einer anderen
Welt hat der Spiritismus bisher nicht erbracht. Er hat
für die Wissenschaft keinen Werth, aber er bleibt immerhin
eine interessante Thatsache des Aberglaubens und der
Mystik.

Mit der abgeklärten Ruhe des Mannes, der 40 arbeitsreiche
Jahre der Erforschung der menschlichen Denkzustände
gewidmet hat, meint Krafft-Ebing weiter: „Viele
Leute, die dem Spiritismus ergeben sind, sind nicht ernstzunehmen
, weil sie nicht mehr normal sind. Es ist auch
öfters vorgekommen, dass solche geistig belastete Individuen
durch den Spiritismus völlig um den Verstand gekommen
sind. Die besseren Stände widmen sich dem Spiritismus
mehr als die Tagelöhner, weil sie — mehr Zeit haben.
Die von der Sorge um den täglichen Erwerb Befreiten sind
auch von höherem Wissensdrang erfüllt, als die um das
Leben Kämpfenden. Mangels naturwissenschaftlicher, speziell
psychologischer Vorbildung wird aus ihrem Wissensdurst
Neigung zum Spiritismus." Wenn es auch Männer giebt,
die den Spiritismus wissenschaftlich zu begründen suchten, so
du Prel, Äksakow u. a., bringt er nach Krafft-Ebing der
Wissenschaft nichts und hyperempfindlichen Laien selbst
ernste Gefahren. Vom sanitätspolizeilichen Standpunkt
wäre daher jede Schaustellung von spiritistischen Experi-
menten und vereinsmässige Kultivirung des Spiritismus für
gemeinschädlich zu erklären. »Der Spiritismus", schliesst

*


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