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310 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 5. Hefe (Mai 1902.)
meinerseits anzufügen. Auch ich habe Frl. L. Eitz lediglich
auf die „Psych. Stud." als eine Zeitschrift aufmerksam
gemacht, in welcher die ÄorAe-Frage unparteiisch dis-
kutirt werde. Wenn ich auch Frl. Eitz in manchen Punkten
zustimme, so könnte ich doch nicht den Satz unterschreiben,
dass die Darstellung der Mrs. d'E. „wohl geeignet sein
dürfte, dem unfruchtbaren Rothe-Streit eine andere Wendung
zu geben." Max Seiling.
*)&) XJeber neue Sitzungen mit Eusapia Palladino
in Genua berichtet nach dem römischen Korrespondenten
des „Morning Leader" der „Light" vom 18. Januar er.: Unter
den Vertretern der Wissenschaft, welche sich für das berühmte
neapolitanische Medium aufs lebhafteste interessiren, nimmt
der Professor der Psychiatrie, Caesar Lombroso, den ersten
Rang ein. Derselbe ist zu diesem Zweck ausdrücklich von
Turin dorthin gekommen und versichert u. a., in einer dieser
Sitzungen die Stimme seiner verstorbenen Mutter erkannt zu
haben, die ihn deutlich bei seinem Vornamen „Cesare" rief
und beisetzte: „Mein Sohn!" Prof. Porro, der Freund des
gelehrten Kriminalisten, soll dabei ausgerufen haben: „Die
Universitäten ernennen jetzt Doktoren in Physik und
Naturwissenschaften, noch vor Schluss des Jahrhunderts
werden sie solche in psychischen und übernatürlichen
Wissenschaften kreiren." — Dank dieser Stellungnahme des
weltberühmten Erfinders des „delinquente nato" (des geborenen
Verbrechers) und seines Kollegen, des Universitätsprofessors
Morselli in Genua, fängt die italienische Gesellschaft
von neuem an, sich um den „Geistertisch" zu setzen. Nach
einem Bericht des „Frankf. General-Anzeigers" schildert im
„Secolo XIX" L. A. Vassallo, der als „Gandolin44 bekannte
italienische Humorist und Satiriker ersten Ranges, der den
Sitzungen Lombrosds beiwohnte, seine dort erhaltenen Eindrücke
, die ihn zum glühenden Vertheidiger des Spiritismus
machten. Nicht nur, dass wieder — bei hellem, elektrischem
Lichte — Tische und Stühle im Zimmer umher marschiren,
Musikinstrumente durch die Luft segeln, eine Guitarre
minutenlang horizontal über dem Tisch schwebt und Töne
erklingen iässt: bei Kerzenlicht materialisirt sich sogar die
Gestalt von Vassallo's 16 jährigem Sohn Naldino, die den
Vater im genuesischen Dialekt anspricht, mit Küssen bedeckt
und, während das in tiefem Trance befindliche Medium im
Sessel liegt, sich den anwesenden fünf Herren (Gelehrten
und sonstigen hochangesehenen Persönlichkeiten) minutenlang
deutlich zeigt. — Nach einem Bericht des „JBerl. Tageblatt
" hatte der geniale Herausgeber des „Secolo" mit den
erwähnten Gelehrten 5 Sitzungen, wobei unter schärfster
*) b—/) wegen Raummangels vom vor. Heft zurückgestellt!
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