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324 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1902.)
niss unserer Leser kamen, so dass von einem „systematischen Todschweigen
der Aufdeckung des Schwindels" — wenigstens in den
„Psych. Stud." — gewiss nicht die Rede sein kann. Dass aber einem
öffentlich Angeklagten das Recht derVertheidigung nicht
beschränkt werden darf, dürfte ich einem Juristen doch nicht
wohl erst auseinander zu setzen haben, so sehr ich seinen durch den
unparlamentarischen Ton derselben veranlassten freiwilligen Rücktritt
von unserer Mitarbeiterschaft persönlich bedauert habe, durch
den er sich das ihm angebotene Wort zur ebenso ausführlichen Erwiderung
selbst abgeschnitten hat. Gegen seine in ihrer Allgemeinheit
die gesammte okkultistische Presse in der öffentlichen Meinung
des über die einzelnen Vorgänge nicht näher orientirten Publikums
schwer verdächtigenden, ungeheuerlichen Anschuldigungen muss ich
mich daher zugleich im Namen unserer sämmtlichen enrenwerthen,
im Unterschied von den bei nichtokkultistischen Journalen üblichen
Honorarforderungen, der Sache zu lieb auf jede pekuniäre Entlohnung
ihrer Beiträge mit seltener Uneigennützigkeit fast durchweg verzichtenden
Mitarbeiter — aufs entschiedenste verwahren und darf
wohl mit Recht annehmen, dass er selbst mich einer Begünstigung
unehrlichen Treibens nicht für fähig hält.*) — Dr. F. Maier,
*) In einem mir noch vor Redaktionsschluß zugegangenen Schreiben
vom 8. er. versichert mir Herr Dr. Bohrt ausdrücklich, dass die oben von
mir zurückgewiesenen Vorwürfe, soweit sie überhaupt die „Psych. Stud." betreffen
, nicht auf den Schriftleiter, sondern auf den Verleger „gemünzt"
seien, indem er Herrn Mutze beschuldigt: i) den verletzenden März-Artikel
Sellins gegen ihn, als dreijährigen Mitarbeiter, bestellt; 2) eine (von mir
unterzeichnete) gemeinsame Erklärung gegen die von Letzterem beliebte
Untersuchungs- und Kampf-Methode zurückgewiesen; 3) eine Berichtigung
gegen Dr. V. Gaj unterschlagen; 4) eine Besprechung des /forschen Buches
über den „Fall Rothe" verhindert zu haben. Ich kann, soweit mir selbst
über diese Streitpunkte seiner Zeit Mittheilung gemacht wurde, nur konstatiren:
ad 1) So viel mir bekannt, bestand Herr Mutze nur darauf, dass der Sellin-
Artikel, dessen verletzenden Ton ich beanstandete, die vom Verf. kategorisch
verlangte unveränderte Aufnahme finde, da ja Herr Dr. Bohn im
folgenden Heft ebenso ausgiebig erwidern könne, und 2) dass jene Erklärung
wegen absoluten Raummangels gleichfalls für das Aprilheft zurückgestellt
werde (gegen ein Mitunterzeichnen durch Dr. Ferd. Maack hatte ich selbst
wegen des von diesem Herrn inzwischen eingeschlagenen Tons meinerseits
Verwahrung eingelegt); 3) von der angeblichen Unterschlagung wurde mir
nichts bekannt, vielmehr schrieb mir Herr Kühn (um den es sieb damals
handelte), Herr Dr. Bohn (der mir selbst eine „Berichtigung"
niemals einsandte« habe auf eine Gegenerklärung verzichtet; 4) nach
dem Rücktritt des Herrn Dr. Bohn weigerte sich allerdings Herr Mutze,
Weiteres von ihm oder über ihn aufzunehmen, weil ersterer in einem den
Herrn Verleger schwer beleidigenden Drohbrief den Geschäftsverkehr mit
ihm in schroffster Form abgebrochen habe. Von weiteren Auseinandersetzungen
über jene bedauerlichen, aber leider nicht mehr gut zu machenden
Vorgänge könnte ich mir keinen Nutzen für unsere Leser versprechen, weshalb
wir von einer etwaigen Fortsetzung der Diskussion über diese (lediglich
durch die jetzt zur Genüge erklärte Scheu des verhafteten Paars vor
einer genauen Prüfung hervorgerufenen) Differenzen unsererseits im voraus
absehen zu sollen glauben. — Maier.
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