Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 333
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0343
Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 333

und bei hoher Geldstrafe geboten, dass an diesen alle Bürger
jeder Konfession ihre Häuser zu schmücken hätten. Die
Censur wird in rigorosester Weise gehandhabt und auf das
Zeitalter Voltaire's und Rousseau'8 folgt nun das — der
unbefleckten Empfängniss Mariae, für welche ein Jesuit sich
damals rühmte 8066 Beweise gesammelt zu haben, während
der Prälat Gouillon der Mutter Gottes Maria eine „Art
Autorität über Gott Vater selbst" zuerkannte.
Jene für Frankreich so traurige Zeit, da des grossen Korsen
Stern erloschen und die Restauration in Blüthe stand,
schildert ganz meisterhaft ein Mann, den Nietzsche „das letzte
grosse Ereigniss des französischen Geistes" nennt; Henri
Marie Beyle (1783—1842), der sich als Autor v. Stendhal
nannte. Beyle, der noch, soweit es die Handlung betrifft,
in der Romantik steckt, ist in Stil und Beobachtung schon
ganz und gar Naturalist, der eine haarscharfe Gesellschaftskritik
ä la Beaumarchais übte und eine erstaunliche
Beobachtungsgabe besitzt. Sein Nachfolger als Psychologe
ist der Historiker Taine, und Beyle's stoisches Wort; „ich
werde erst nach 1880 gelesen werden", hat sich erfüllt. Denn
1830 schon erschien sein Hauptwerk: „Le Rouge et le Noir"
und (obwohl z. B. von Goethe sehr gelobt) blieb es in
Deutschland bis vor kurzem so gut wie unbekannt. Erst
jetzt (1901) ist bei Eugen Biederichs eine von Oppeln-
Bronikowsky besorgte Neuausgabe seiner Werke erfolgt. In
dem erwähnten Romane, der unter Karl dem X. spielt, stehen
sich zwei Parteien schroff gegenüber: die schwarze, um den
Thron gescharte, klerikale Reaktion und die rothe Revolution
; zwischen ihnen steht die nach Profit lüsterne
Bourgeoisie. Daher der Titel des Buchs. Es schildert jene
Zeit, wo die jungen Männer, weil sie nicht mehr Soldaten
werden und mit Napoleon'schem Tempo durch Europa
marschiren konnten, die Soutane anzogen und Priester
wurden. Als Julian Sorel, der Held des Romans, der auch
roth und schwarz ist, — denn bei allem Hasse gegen die
Aristokraten kennt er doch nichts Köstlicheres, als in deren
Kreisen zu verkehren und sich von deren Frauen und
Töchtern lieben zu lassen, — lange zwischen Talar und
Uniform geschwankt hat, zieht er endlich jenen an, mit den
so charakteristischen Worten: „Ich habe die Uniform des
Jahrhunderts erwählt."

Auf den gemässigten Martignac war im August 1828
Ä"ar/'s X. Liebling, der Fürst Polignac, und der fanatische
de la Bourdonnaye, als Ministerpräsident und Minister des
Inneren, gefolgt. Es waren dies zwei reaktionäre Ultras, welche
jetzt Frankreich regierten, nachdem der König schon lange


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1902/0343