Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 335
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Dankmar: Geistige and soziale Strömungen etc. 335

Freiheitsdrang der Romantiker, die absolute Selbstherrlichkeit
ihres Ichs hervor, welche sich im ungebundenen
Ausleben der Individualität äusserte. Das Recht des Herzens
gegenüber dem Konventionellen wurde betont: das Ich wird
das einzige Gesetz in der Natur, dem Alles zu gehorchen
hat. Aus der Gebundenheit dieses Ichs durch das Ding
(= Nicht-Ich) ging die romantische Ironie, Selbstironie und
Selbstzersetzung hervor. Wie in einem Kaleidoskop wechseln,
scheinbar zusammenhanglos, Schmerz und Ernst, Tragik und
alberne Narrensposse in den Dichtungen der Romantiker.

In anderer Hinsicht gravitirten dieselben Romantiker
zu Schelling und Baader, welche die dunkle Naturseite des
Geistes aufsuchten. Baader'^ „Physiosophie" (Naturansieht)
lehnte sich ganz und gar an Jakob Böhme an, und wirklich wird
dieser von Novalis in einem Gedichte auch als „Verkündiger der
Morgenröthe" eines neuen Lebens gepriesen, und viele Romantiker
wanderten in die „Böhme'schen Walder." Franz v.Baader
selbst glaubte das Geheimniss des Lebens in der Polarität
des männlichen und weiblichen Prinzips gefunden zu haben.
Ursprünglich war der Mensch androgyn. Ebenso ist ihm
„die Idee eines Teufels und eines Heilands untrennbar, so
wie die Realisirung des einen zugleich die des anderen ist.
Wer das Geheimniss nicht versteht, der versteht nichts von
der Wiedergeburt."*) Professor /. W. Ritter, Schellingh
Kollege in Jena, interessirte sich sehr für den Somnambulismus
und gab das Buch „Der Siderismus" (1808) heraus, worin
er das geistvolle Wort ausspricht: „Alle unsere reinen
Handlungen sind somnambulistisch; jeder trägt seine eigene
Somnambule bei sich."

Der Anatom Franz Joseph Gall (1758—1828) suchte zur
selben Zeit durch Vortragsreisen das Publikum für seine
Lehren der Phrenologie (Schädellehre), wonach jeder
einzelne Gehirntheil seine bestimmten Punktionen haben
sollte, zu gewinnen. Gleichzeitig gewann Schellinjfs Philosophie
immer mehr Einfluss. In seiner früheren Epoche
war ihm Gott als bewusste Persönlichkeit stets blos im

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*) Auch mit der „Nachtseite der Natur" hat der geniale Baader
sich beschäftigt, nachdem er durch den Verkehr mit Passavant,
./. v. Meyer u. s. f. und durch seine so genaue Kenntniss der
Schriften des Paracelsus dazu angeregt worden war. Wir finden ihn
denn auch als Mitarbeiter von J. Kerner's „Blätter aus Prevorst",
und im IV. Bande seiner „Gesammelten Werke" sind nicht weniger
als zwölf auf Somnambulismus, Geistererscheinungen u. s. f. bezügliche
Abhandlungen. Hochinteressantes z. B. enthält sein ^Fragment
aus der Geschichte einer magnetischen Hellseherin", worin Baader
anschaulich die Spaltung der Persönlichkeit und das Hervortreten
des Xakodämonischen schildert.


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