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Danmar: Naturalistische Geisterlehre.
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und Vergasen, Bezüglich der mediumistischen Spirituali-
sationen ist klar, dass sie weder Schmelzen noch Vergasen
sein können, denn die spiritualisirenden Gegenstände kommen
unverändert zurück.
Die Materialisten sprechen von drei „Aggregatzuständen",
dem festen, flüssigen und gasigen, welche drei verschiedene
Aggregate ihrer hypothetischen Atome in einer chemischen
Substanz sein sollen; andererseits sprechen sie von „multiplen
Proportionen" in den chemischen Prozessen, wonach eine
chemische Substanz mit verschiedenen Gewichtsverhältnissen
(materialistisch identisch mit Massenverhältnissen) eintreten
kann. Der Sauerstofi hat fünf und der Kohlenstoff eine
bedeutend grössere Anzahl solcher Verhältnisse. Da diese
Kraftverhältnisse zeitweilig gebunden sein müssen, bedeuten
sie latente Zustände (Latenteren) und für jede Substanz
giebt es davon so viele, als sie verschieden in chemische
Prozesse eintreten kann; denn jeder latente Zustand ist
auch zugleich ein chemischer.
Von mehreren Substanzen sind zwei und drei gasige
Gebundenheiten bekannt. Am bekanntesten sind der gewöhnliche
Sauerstoff und das Ozon. Beim Verbrennen werden
zunächst drei Volumen Sauerstoff zu zwei Volumen Ozon,
indem von je neun Theilen latenter Wärme fünf Theile in
freie Temperaturwärme umgewandelt und in Porm des Feuers
ausgestrahlt werden, und dann begeht das Ozon eine chemische
Ausgleichung mit den Gasen des Brennmaterials.
Im Gasigen also giebt es für eine chemische Substanz
verschiedene latente Zustände; im Pesten ist dies ebenfalls
für den Kohlenstoff festgestellt. Die neue Theorie wird die
„drei Aggregatzustände" korrigiren und erweitern, wie die
alten „vier Elemente" korrigirt werden. Gilt dies schon für
die anorganische Natur, dann noch weit mehr für die
organische. Das Fett in seinem gewöhnlichen Zustande ist
weder fest uoch flüssig; höchstens in den Knochen giebt es
Theile, die als fest bezeichnet werden könnten.
Der organische Ausgleichungsprozess muss auch in
latenter Hinsicht ebensowohl als in elektrischer, temperaler
und chemischer, einen Mittelzustand erreichen, welcher die
Resultante aller elementaren Zustände bildet, also weder
fest, flüssig, noch gasig ist, sondern von den Eigenschaften
aller dreie an sich hat, lest genug, um Form und Organisation
aufrecht zu erhalten, und doch gasig genug, um die Poren
von Holz und anderen porösen Substanzen durchdringen zu
können. Aber auch für viele anorganische Körper ist ein
ähnlicher Zustand möglich und in dieser Richtung liegt die
Erklärung der Spiritualisationen; denn die einzige Möglieh-
Piyohisohe Studien. Jrnii 1902. 23
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