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360 PsycMsehe Studien. XXIX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1902.)
seines weitsehenden grossen Meisters handeln, der für den
Okkultismus so nachdrücklieh eingetreten ist und prophetisch
gesagt hat: „Das schädlichste Vorurtheil ist, dass irgend
eine Art Naturuntersuchung mit dem Bann belegt werden
könnte." — Welch enorme Aufklärungsarbeit zunächst zu
leisten wäre, hat sich neuerdings am Fall Rothe gezeigt,
insofern nicht nur Zeitungsschreiber zweiten und dritten
Ranges unwissend (zum Theil auch wohl gewissenlos) genug
waren, den ganzen Okkultismus mit einem zweifelhaften,
streng wissenschaftlich gar nicht untersuchten Medium zu
identifizieren und zu glauben (bezw. glauben zu machen),
dass dieses weite Wissensgebiet damit stehe oder falle, ob
ein einzelner „spiritistischer" Blumenapport sich als echt
oder als betrügerisch erweist. Gar mancher Goethe-Bünäler,
der im letzten Grunde nur aus Heuchelei oder Eitelkeit
zur Fahne des Weimaraner Geisteshelden schwört, würde
indessen, wenn man ihm die Frage vorlegen wollte, ob
nicht auch der Okkultismus ein Bestandteil des „geistigen
Lebens" sei und Anspruch auf „freie Entwicklung" habe,
— getreu seiner eigentlichen (materialistischen) Gesinnung
die bekannte Antwort geben: Ja, Bauer u. s. w. Wenn ein
also Antwortender ehrlich genug wäre und den Altmeister
gründlich kennen würde, müsste er von seinem Standpunkte
aus den Denker Goethe entschieden niedriger hängen, wie
wir es an dem bedeutenden Beispiele Eugen Dühring^ erlebt
haben. Dühring, der zwar kein gewöhnlicher Kraft-
uncf Stoff-Materialist ist, aber alles und jedes Uebersinnliche
durchaus ablehnt, greift Goethe gerade wegen seiner Bezieh-
ungen zur Mystik scharf an und spricht — was Ilaeckel und
sein Anhang sich merken mögen — u. a. sogar vom „angeblichen
Pantheismus" des Monotheisten. Auch du Bois-
Reymond {»Goethe und kein Ende") hat am Denker und
namentlich am „Geisterseher" Goethe nicht wenig auszusetzen.
Derartige Verurtheilungen des Heros sind aber gleichbe-
deutend mit einem Sieg des Okkultismus,
Das combinirte Wiederbelebungsverfahren.
Von Knopsrtück-Rowel, Physiker in Dresden.
„Der letzte Feind aber, der aufgehoben wird,
ist der Todl"
Bevor ich das combinirte Wiederbelebungsverfahren
näher erörtere, muss ich zunächst einige Worte über die
bei der künstlichen Wiederbelebung die Hauptrolle spielende
Menschenseele vorausschicken.
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