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366 Psychische Studien. XXIX. Jahrg. 6, Heft. (Juni 1902.)
Somit hat die „Psyche Mensch" einen doppelten, einen sichtbaren
und einen unsichtbaren Leib, welch1 letzterer der
Sicherheit halber wieder doppelt ist. Wenn nun die in
der postmortalen Hypnose auf den unsterblichen Astralleib
gestellte unsterbliche Seele aus der postmortalen Hypnose
gewaltsam aufgeweckt wird, so befindet sie sich für einen
Augenblick in der metaphysikalischen Lage, mit Hilfe des
dem physiologisch todten, sichtbaren (physikalischen) Leib
übergeordneten unsterblichen Astralleibes ersteren von
neuem zu mobilisiren.*)
In dieser Beziehung erfüllt sieb die biblische Verheissung:
der letzte Feind aber, der aufgehoben wird, ist der
Tod! — Der Sieg über den Tod ist verschlungen in
den Tod als postmortale Hypnose, auf deren Aufhebung
der Sieg über den Tod beruht, wenn man es zugleich vei steht,
die aus der postmortalen Hypnose gewaltsam aufgeweckte
Seele auf physikalischem Wege zu metaphysikalischen
Zwecken im Gehirn mit Gewalt zurückzuhalten! — Im
Prinzip ist nämlich Alles, ist selbst der grausame Tod gut,
hat selbst der unbarmherzige Tod seine verwundbare
Stelle, seine Achillesferse! Die Achillesferse des
To de 8 aber ist der zu Lebzeiten des Gestorbenen verabredete
Todten stich, die postmortale Verletzung
einer vorher bestimmten Körperstelle,
Aul das combinirte Wiederbelebungsverfahren reagiren
ausschliesslich die eines natürlichen Todes gestorbenen
Personen, weil die zur künstlichen Wiederbelebung
unentbehrliche postmortale Hypnose eine ausschliessliche
Zugabe des natürlichen Todes ist,
während sie beim unnatürlichen Tode, speziell beim Selbstmorde
, wo die Seele den Körper im Augenblick des Todes
sofort flieht, ebenso wie* bei der äusserst seltenen Ausnahme
des natürlichen Todes, dem Scheintod, fehlt, wo die unsterbliche
Seele im physiologisch todten Körper bis auf Weiteres
wacht. Und zwar ist der Scheintod aus dem Grunde nicht
durch die postmortale Hypnose ausgezeichnet, weil die mit
ihm verbundene Erschütterung der Gehirnätheratome durch
Baumveränderung der von ihnen rings umlagerten Gehirnmoleküle
n i c h t stark genug ist, um die aus den Gehirnätheratomen
bestehende bewusste Seele in die postmortale
Hypnose zu versenken, während beim Selbstmord die Gehirnäthererschütterung
wieder zu stark, sostark ist, dass
*) Interessant wäre immerhin zu erfahren, ob diese so kategorisch
ausgesprochenen Versicherungen des Herrn Verf. etwa auf selbst angestellten
Experimenten oder blos auf theoretischer Ueberzeugung
beruhen. — Red.
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