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368 Psycbisebe Studien. XXIX. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1902.)
zwischen den Gehirnmolekülen vergrössert, die Seele aus
ihrer Gefangenschaft befreit wird, d. h. durch die Zusammenziehung
der Gehirnmoleküle wird der zwischen ihnen eingeklemmten
Seele die physikalische Gelegenheit zu einer Flucht
gegeben, die sie vermöge der longitudinalen Schwingungen
der sie bildenden Gehirnätheratome bewerkstelligt. Diese
Flucht wird nun gewaltsam verhindert durch willkürliche
Ausdehnung der Gehirnmoleküle, was durch eine gewisse,
physikalische Pression auf einen ganz bestimmten Theil des
Gehirns des Todten geschieht. Diese physikalische Pression
muss etwas früher ausgeübt werden wie die postmortale
Verletzung der verabredeten Körperstelle, damit, wenn durch
die verabredete postmortale Verletzung die unsterbliche
Menschenseele aus der postmortalen Hypnose willkürlich
aufgeweckt wird, sie nicht in der phyikalischen Lage ist,
zu fliehen.
Irrige Ansichten über den Tod,
Vortrag gehalten von C. W. I^eadbeater in Chicago,
November 1900.
(Uebersetzt von Günther Wagner, Lugano-Oastagnola.)
(Schluss von Seite 303.)
Vordem ich schliesse, lassen Sie mich noch einige kurze
Bemerkungen über die unnöthige Gemüthsverfassung machen,
in der sich so Viele dem Tode gegenüber befinden, ich meine
die schreckliche Furcht vor dem Tode, die so manches
Leben vergiftet. Ich glaube, es kann kaum jemand so klar
erkennen, wie schrecklich diese Furcht vor dem Tode bei
einer grossen Anzahl Menschen unter uns ist, wie der,
welcher in einer Vertrauensstellung mit vielen Personen in
Berührung kommt, z. B. als Priester in der Seelsorge, und
wie es mir so sehr häufig ergangen ist, wenn die Meeschen
wegen geistiger Hülfe und Leitung zu mir kamen. Diese
Todesfurcht ist für unzählige Menschen ein Schreckgespenst.
Das ist vollständig und für immer vorbei, wenn Sie die
theosophische Lehre über diesen Punkt annehmen können.
Keine Furcht mehr, nicht für sich selbst und was noch
unendlich viel wichtiger ist, keine Furcht mehr in Betreff
anderer; bei einer Mutter z. B., die vielleicht keine Hoffnung
mehr für ihren Sohn hat, der von ihr fort in ein entferntes
Land gegangen und dort unter ihr unbekannten Umständen
gestorben ist. Der Kummer um den Verlust ist ohne Zweifel
gross, aber wieviel grösser muss für sie die Sorge bei der
Ungewissheit über das Schicksal ihres Sohnes sein, der Un-
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