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Seuffer: Aus Dr. G. Jäger'a Leben.
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Aus Dr. G. Jäger's Lebend)
(Mit Bild.)
Von Rob. Senflfer.
Gustav Jäger wurde geboren am 23. Juni 1832 in Bürg
bei Neuenstadt an der Linde in Württemberg, als jüngstes
Kind in einem kinderreichen evangelischen Pfarrhaus. Er
sollte den väterlichen Beruf ergreifen und machte bis zur
Schwelle der Hochschule den in Württemberg üblichen
Studiengang angehender Theologen durch. Allein die Liebe
zu den Naturwissenschaften, die sich mächtig schon in dem
Knaben regte, bestimmte ihn, trotz mannigfacher äusserer
Hindernisse, eine andere Laufbahn zu wählen. Ein Gönner
ermöglichte ihm das Studium der Medizin und der Natur*
Wissenschaften auf der Tübinger Hochschule, die er nach
trefflich bestandener Abgangsprüfung und, nachdem er die
Würde eines Doktors der Medizin und Chirurgie errungen
hatte, verliess.
Im Jahr 1856 kam er nach Wien, wo er zunächst als
Hofmeister, dann daneben als Privatdozent der Zoologie
und vergleichenden Anatomie an der dortigen Universität
thätig war. Die geplante Uebertragung des Lehrstuhls
eines Professors an Jäger zerschlug sich, da es ihm widerstrebte
, seine Konfession zü wechseln, was man ihm zu-
gemuthet hatte. So schuf er, da er sich die wissenschaftliche
Laufbahn vorläufig abgeschnitten sah, in Verbindung
mit einem Unternehmer ein Seewasseraquarium. Dem folgte
der Wiener Thiergarten, dessen Mitbegründer und fachmännischer
Leiter Jäger war. Die Kriegswirren im Jahre
1866 brachten diesem Thiergarten den Todesstoss, und /.
übersiedelte mit seiner Frau und seinem Kinderhäuflein in
seine Heimat Württemberg, wo er in Stuttgart anfangs auf
schriftstellerische Thätigkeit sich angewiesen sah. — Drei
grössere Werke, eine populäre Mikroskopie und zwei Bücher
zoologischen Inhalts, auch eine stattliche Anzahl volksthüm-
lich - naturwissenschaftlicher Aufsätze für mehrere Zeitschriften
entstunden in dieser Zeit.
Im Jahre 1867 that sich ihm die akademische Lehrtätigkeit
, die von Jugend auf das Ziel seiner Wünsche
gewesen war, wieder auf. Er erhielt zunächst einen Lehrauftrag
an der land- und forstwirtschaftlichen Akademie
zu Hohenheim und dann am kgl. Polytechnikum (jetzt tech-
*) Zur Feier des 70. Geburtstags des bedeutenden Gelehrten,
der als „Seelen-Jäger" auch auf dem Gebiete der okkulten Forschung
wcrthvolle, auf scharfsinnige eigene Experimente gestützte Studien
gemacht und durch ihre Veröffentlichung die Ziele unserer Zeitschrift
heil ihrem Bestehen gefordert hat. — Ued.
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