Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 402
(PDF, 221 MB)
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402 PsyoMsohe Studien. XXIX. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1902.)

erschienenen Sammlung Tiec/fscher Poesien, die bei Fromann
in Jena erschienen waren. Dahin war Tieck nämlich nach
seiner Verehelichung übergesiedelt, daselbst in regem Verkehr
mit Goethe, Schelling, Jean PauU Brentano und vor Allem
mit Novalis stehend. Mit diesem vereinigte ihn die innigste
Freundschaft und nach dessen allzufrühem Tode gab er
seinen Nachlass heraus. Den Höhepunkt seines Schaffens
als romantischer Dichter erreichte Tieck in „Leben und
Tod der heiligen Genoveva'* und in „Kaiser Octavianus"; in
jener ist die religiöse Begeisterung ebenso unecht, als in
diesem die bunte Fülle seiner Phantasie erstaunlich ist;
beide Dichtungen sind aber wahrhaft poetisch und haben
Tieck zum Haupte der deutschen Romantik gemacht. Die
Hauptprinzipien dieser Romantik, wie sie in Schlegel'*
„Athenäum" dargelegt wurden, waren: der Kampf gegen
Nicolai'sche NützHehkeitsschriftstellerei und deren Nüchternheit
, gegen den kühlen Klassizismus der Weimarschen Dios-
kuren-Zeit, ein Zurückgehen zu Schiller's und Goetheh Jugendwerken
, endlich ein bewusstes Betonen der Herder'schen Ideen
der Weltpoesie. Dabei wurde Leben und Kunst verquickt,
die dichterische Willkür und romantische Ironie vertreten;
viele Dichtungen zerflossen in B'olge jener zu gestaltloser
Musik — „warum soll eben Inhalt den Inhalt eines Gedichtes
ausmachen?" fragte Tieck — und in Folge dieser, welche
Tieck den „Aethergeist, der befriedigt und unbefangen über
dem Ganzen schwebt", nennt, zerflossen die Gestalten der
Dichtungen in ein gestaltloses Nichts. Tieck's letzte romantische
Dichtung ist das Märchen „Fortunat", der letzte Theil
der „Phantasus"-Sammlung (1812—1817).

Durch Wackenroder angeregt, hatte sich Tieck schon in
früherer Zeit der altdeutschen Poesie zugewandt und
hier liegt eines seiner Haupt Verdienste, denn durch ihn wurde,
nach dessen eigenem Geständniss, kein Geringerer — als
Jakob Grimm angeregt, sich der deutschen Alterthumswissenschaft
zuzuwenden. Er gab altdeutsche Minnelieder, nach
der vatikanischen Handschrift das „König Rother"-Fragmeut
heraus und wies nachdrücklich auf die deutschen Volksbücher
hin. Beeinflusst dadurch Hessen Arnim und Brentano
„Des Knaben Wunderhorn" erscheinen und auf seinen
Schultern stehen die Lachmann, Simrock, Uhland u. s. f. —
In München hatte Tieck Franz v. Baader kennen gelernt und
war durch dessen Schriften auf Jakob Böhme, 1 auler und Suso
aufmerksam gewordeu, und fortab wandte er sich der mittelalterlichen
Mystik zu. Damit auch prägte er der nun folgenden
Epoche der Romantik das Merkzeichen des Dunklen, Mystisch-
Religiösen auf, das sich nur zu oft dem Katholischen zu-


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