Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
29. Jahrgang.1902
Seite: 404
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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404 Psychische Studien. XXIX. Jahr*. 7. lieft. (Juli 1902.)

geschiebten; »Die Klausenburg1' und „Der Schutzgeist." Bei
Literarhistorikern und Biographen TieclSn kann man lesen,
dass dessen Novelle „Der Hexensabbath" in vollendet sach-
gemässer Weise den bekannten Ketzerprozess zu Arras
(1459—14G0) schildere, welchen der Fanatismus der Kirche
zu einem Hexenprozess umgewandelt hatte. Der ganze Zeithintergrund
, das soziale Leben, der Mutterboden, aus welchem
die Hexenprozesse empor gekeimt sind, soll da vortrefflich
geschildert sein. Nun, ein Kenner der Ketzer- und Hexenperiode
oder gar Einer, der diese Periode vom Standpunkte
des Okkultismus aus betrachtet, wird diesem Lobe absolut
nicht beistimmen können. Dass Tieck als Bekämpfer der
Hexenprozesse Thomasius vor Spee nennt, kennzeichnet seine
Unwissenheit in dieser Materie zur Genüge. Gleich zu Anfang
entwirft der geistvoll sein sollende Maler Labitte ein farblos-
konventionelles Bild eines Hexensabbaths, den er angeblich,
als Unbetheiligter, gesehen haben will. Durch diesen konfusen
Maler, ein altes, ebenso wohlthätiges, als verschrobenes
Weib, welches sich, des Maryfcriums halber selbst als Hexe
bezichtigt, und durch eine schöne geistvolle Frau Catharina
Deniself eine heimliche Waldenserin, entsteht der Hexenprozess
. Er wird eingefädelt durch die Intriguen eines in
diese Frau verliebten, von ihr abgewiesenen Dechanten und
durchgeführt durch den albernen, bornirten Fanatismus eines
halb verrückten Bischofs, der sich stets von Geistern umgeben
glaubt Aber was für Geistern! Man sollte meinen,
Tieck habe niemals ein mittelalterliches Zauberbuch in der
Hand gehabt. Ausserdem lachte im 15. Jahrhunderte kein
Priester über Exorzismen, er glaubte ernsthaft daran.
(Glauben doch heutzutage noch Manche alles Ernstes daran.)
Die ganze Hexenperiode wird von Tieck so geschildert, als ob
Adel und Bürgerthum und Geistlichkeit nicht an Hexerei
geglaubt hätten, als ob Alles blos ein Werk einiger Narren
und Bösewichter gewesen wäre! Ja noch mehr, Tieck thut
so, als ob diese Hexenperiode dem fanatischen Hasse der
Plebs gegen den „armen Adel" zu verdanken sei. Ueberhaupt
diese ganze kindische Schilderung ä la Fouqui des mittelalterlichen
Milieus: die frommen, aufgeklärten Edel- und
Bürgersleute, die fanatischen Bösewichter von Pfaffen und
endlich das stupide Volk. Und durch die Reibung dieser
Gegensätze entstanden die Ketzer- und Hexenprozesse. Nun
wissen wir's!

In viel besserer, verständnissvollerer Weise hat dagegen
Tieck's Feder einen ähnlichen Vorwurf in dem — leider
Fragment gebliebenen Werke: „Der Aufruhr in den Cevennen"
behandelt. Es handelt sich daselbst um den Aufstand der


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